Die Liebe über viel Jahre hinweg am Leben zu erhalten, ist weiß Gott nicht einfach. Es ist insofern nicht verwunderlich, dass so manches Paar, das sich die ewige Liebe versprochen hat, eines Tages leider doch im Büro eines Scheidungsanwalts landet.
Einer von diesen Anwälten ist der Scheidungsanwalt James J. Sexton. Er hat im Laufe seiner Berufsjahre schon mehr als 1000 Ehen scheitern sehen. Doch obwohl er so viel Enttäuschung und Traurigkeit am Ende einer Ehe erlebt hat, hat er den Glauben daran nicht verloren, dass es gelingen kann, die Liebe über lange Zeit hinweg zu erhalten.
Darum hat er all seine Erfahrungen als Scheidungsanwalt in einem Buch zusammengefasst, es heißt "Wenn Sie in meinem Büro stehen, ist es bereits zu spät" ("If you're in my office, it's already too late"). Darin verrät er seine besten Tipps für eine glückliche Ehe.
Zwar habe er keine psychologische Ausbildung, erklärt der Scheidungsanwalt laut "Stern". Durch seinen Beruf habe er allerdings viel Erfahrung:
Ich hatte viele Gelegenheiten, sehr genau zu beobachten, was das Gegenteil einer glücklichen Ehe ist. Ich habe gesehen, was die Menschen dazu bringt, sich voneinander zu entfernen und ihre Liebe zu verlieren.
Dies sind seine fünf Tipps, die dabei helfen sollen, dass eine Ehe nicht im Büro eines Scheidungsanwalts endet:
1: Unterstützen statt kritisieren
Es ist zweifellos einer der wichtigsten Tipps von James J. Sexton: Wer sich eine glückliche Ehe wünscht, sollte seinen Partner mit ganz viel Herz und Wohlwollen unterstützen und inspirieren. Jeder Mensch auf dieser Welt braucht jemanden, der ihn aufbaut, insbesondere weil wir jeden Tag Kritik und unzähligen Werbebotschaften ausgesetzt sind, die darauf abzielen, uns das Gefühl zu geben, dass irgendetwas an uns unzulänglich ist, damit wir irgendwelche Produkte oder Dienstleistungen kaufen. Darum sei es so wichtig, seinen Partner aufzubauen, statt sein Selbstwertgefühl mit Nörgelei und Kritik zu untergraben. James J. Sexton ist da ganz pragmatisch: Wenn es gerade nichts Großartiges zu bejubeln gibt, dann sollten wir uns am besten auf die kleinen Dinge des Alltags konzentrieren, die unser Herzensmensch gut macht.
2: Nicht alles vom Partner erwarten
Kein Mensch kann ALLE Bedürfnisse seines Partners erfüllen. Wäre zwar schön, aber mal ehrlich – funktioniert nicht. Wer von seinem Ehemann oder seiner Ehefrau erwartet, dass er permanent all seine Bedürfnisse erfüllt, wird ziemlich wahrscheinlich ins Leere laufen. Sexton findet es tatsächlich "verrückt", den jeweiligen Partner zurückzuweisen, nur weil er oder sie in manchen Bereichen nicht die Idealbesetzung ist. Sein Tipp:
"Widerstehen Sie der Versuchung, Ihre Energie darauf zu konzentrieren, wie Ihr Ehepartner Sie 'enttäuscht' hat, indem er 100 Prozent Ihrer Bedürfnisse nicht in 100 Prozent der Zeit erfüllt.
Vielleicht sei der Ehepartner ein unterstützender Zuhörer, ein gutes Elternteil und ein verlässlicher Partner in Finanzdingen, aber eben nicht der aufregendste Liebhaber – damit sollte man sich abfinden, so Sexton, und sich darauf konzentrieren, was der Partner gut kann, statt immer auf das zu fokussieren, was unzufrieden macht. 100 Prozent Zufriedenheit werde es nie geben, so der Scheidungsanwalt, darum sei ein Partner, "der viele Ihrer Bedürfnisse oft erfüllt, ein großer Gewinn im Leben."

3: Fairness statt Gleichheit
Eines der gefährlichsten Gifte für eine Beziehung ist das gegenseitige Aufrechnen. Typische Gedanken dazu: Wer hat wann wie viel getan? Tut der Partner auch ja genau so viel wie man selbst? Oder auch: Verzichtet mein Partner genauso viel wie ich? Scheidungsanwalt Sexton ist sich sicher: "Ehen, die in meinem Büro enden, haben irgendwann angefangen, alles gegenseitig aufzurechnen. Beide tappten in diese Falle: "Warum sollte ich meinen Ehepartner eine Nacht mit Freunden verbringen lassen, wenn ich schon lange keine Nacht mehr mit meinen Freunden hatte?" Dieser Weg, so seine Erfahrung, führe ziemlich zuverlässig in sein Büro. Viel besser sei es, gegenseitig die jeweiligen Schwächen und Stärken anzuerkennen und auszugleichen und so gemeinsam stärker die Herausforderungen des Lebens meistern.
4: Den Sex nicht aufgeben
Zweifellos: Es kann schwer sein, die erotische Anziehungskraft in einer Ehe über viele Jahre aufrecht zu erhalten. Doch dafür zu arbeiten, für den Partner sexuell attraktiv zu bleiben und den Partner immer wieder neu für sich zu entdecken, sei unheimlich wichtig, so der Scheidungsanwalt. Denn wenn der Sex in einer Ehe verloren gehe, steige die Wahrscheinlichkeit einer Affäre. Die pragmatische Ansage des Anwalts: "Um es ganz deutlich zu sagen: Essen Sie, was das Restaurant Ihnen heute serviert - auch wenn sich die Speisekarte geändert hat oder vielleicht nicht ganz so aufregend mehr ist wie früher. Die Alternative ist nicht das Verhungern. Es ist ein anderes Restaurant. Und das führt direkt in mein Büro."
5: Sich bewusst machen, was eine Scheidung bedeutet
Wer sehr unzufrieden mit seinem Partner ist, so Sexton, neige gerne mal dazu, sich in Rosenkriegsfantasien zu wälzen. Stattdessen, so sein Rat, solle man sich ganz gezielt bewusst machen, wie es sein könnte, in Scheidung oder geschieden zu leben. Wie könnte so ein Leben nach der Trennung aussehen? Sexton vergleicht dieses Bewusstmachen mit der Erfahrung einer Krankheit. Gerade im Angesicht des Todes werde uns oftmals erst bewusst, wie kostbar unser Leben sei. "Wir neigen dazu, mit den Dingen vorsichtiger umzugehen, wenn wir uns der Tatsache bewusst sind, dass sie zerbrechlich sind." Auch wenn unser Partner uns die ewige Liebe versprochen hat, ist sie nicht auf ewig garantiert, wenn wir sie nicht zu schätzen wissen und entsprechend behandeln.