"Je länger du in einer toxischen Beziehung feststeckst, desto schwerer fällt es dir, dich aus ihr zu befreien", warnt die Psychotherapeutin Cathy Press in einem Artikel auf "Make It". Sie weiß um die Konsequenzen für Körper und Seele, wenn man in einer Beziehung gefangen ist, die schadet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten begleitet sie in ihrer Arbeit Menschen, die unter Gewalt leiden – zumeist durch den:die Partner:in.
Sie hat fünf verschiedene Typen von Menschen erkannt, die sich auf unterschiedliche Weise toxisch verhalten – denn, wie sie selbst sagt, letztlich geht es bei toxischen Beziehungen nicht unbedingt darum, dass beide Seiten eine schädliche Rolle im Miteinander spielen. "In den meisten Fällen geht es hierbei um eine Person, die über eine andere Kontrolle ausüben will", so die Wissenschaftlerin. Gerade in den Anfangsstadien sei das Verhalten der Person nicht zwangsweise ein Alarmsignal – im Gegenteil: "Zu Beginn überschütten sie dich womöglich regelrecht mit Liebe, großen Gesten und ständigem Kontakt."
Doch über kurz oder lang bröckelt bei diesen toxischen – beziehungsweise kontrollierenden – Menschen die Fassade. Dann gilt es, auf die folgenden Anzeichen dieser "Meister:innen der Manipulation" zu achten.
1. Der charmante Typ
Es ist wie im Film: Dieser Mensch hat dein Herz mit Worten und Taten im Sturm erobert, ihr zwei stellt euch gegen den Rest der Welt, und er trägt dich auf Händen durch all die Herausforderungen des Lebens. Hach. Eine Zeit lang läuft das sehr gut – bis er den Preis für all die Liebe einfordert. Dieser toxische Typ Mensch vermittle dir ein falsches Gefühl der Sicherheit, indem dir vorgespielt wird, die starken Emotionen seien echt.
"Dieser Mensch will dir das Gefühl geben, dass du ihm etwas 'schuldig' seist, weil er so nett zu dir ist." Es bestehe hierbei die Gefahr, dass du dich im Laufe der Beziehung gefangen und schuldig fühlst, weil du deine eigenen Bedürfnisse befriedigen möchtest, aber dir das Gefühl gegeben wird, du seist auch für die Befriedigung der Bedürfnisse deines Gegenübers verantwortlich.
2. Der tyrannische Typ
Tyrann:innen versuchen, die andere Person einzuschüchtern – dabei nutzen sie allerdings selten körperliche Gewalt, erklärt Press. Was sie hingegen beherrschen und nutzen: passiv-aggressive Verhaltensweisen. Gefällt dem:der Tyrann:in etwas nicht, wird geschmollt, geschwiegen, ignoriert.
So eine Person behält sich das Recht vor, andere (bevorzugt den:die Partner:in) für "falsches" Verhalten zu bestrafen. Das führe dazu, dass man selbst sehr viel Zeit und Energie darauf verwendet, sich zu fragen, was man (mal wieder) falsch gemacht habe. Die Sorge darüber, wie die nächste Reaktion ausfallen wird, legt sich wie ein Schatten über die Beziehung und den Alltag.
3. Der gedankenspielende Typ
Gaslighting, das Absprechen von Emotionen und Erinnerungen, das Heruntermachen im einen Moment und das Stellen auf ein unrealistisches Podest im nächsten – wenn man etwas Positives an dem gedankenspielenden Typ Mensch finden möchte, dann das: Du weißt nie, was als Nächstes kommt. Oftmals werde man zu Beginn der Beziehung auf einen Sockel gestellt, erklärt Therapeutin Press, damit dieser dann "Stück für Stück abgebaut und das Selbstwertgefühl geschwächt werden" kann.
Das geht dann so weit, dass man dem eigenen Urteil kaum noch traut. "Habe ich das wirklich so gesagt? Habe ich das wirklich falsch in Erinnerung? Bin ich vielleicht am Ende selbst schuld daran, wie ich behandelt werde?" Spätestens, wenn die letzte Frage in deinen Gedanken auftaucht, solltest du mit jemandem über deine Situation reden.
4. Der nehmende Typ
Wir alle kennen solche Menschen wohl: Es gibt diese eine Person, die immer nur nimmt und nimmt und nimmt – nie aber zurückgibt. So etwas ist bereits im platonischen sozialen Umfeld anstrengend – doch in einer romantischen Beziehung kann ein derart ungleiches Machtverhältnis wahrhaft toxische Züge annehmen.
Der nehmende Typ Mensch drängt uns regelmäßig in unangenehme Situationen – und kann dabei sehr subtil sein. "Es kann sein, dass er sich über deine allgemeinen Wünsche hinwegsetzt und dich dazu bringt, Dinge zu tun, die nur ihm nützen", so Press. Das könne schlimmstenfalls dazu führen, dass du dich regelmäßig erniedrigt und beschämt fühlst. Schließlich tust du Dinge, die du eigentlich nicht tun möchtest, die vielleicht sogar gegen alles gehen, wofür du stehst. "Das kann dazu führen, dass du dich von dir selbst oder anderen abkoppelst", warnt die Therapeutin.
5. Der bewachende Typ
Zuletzt gibt es den Menschen, der sich in dein Leben drängt und alles andere hinauswerfen möchte: Der bewachende Typ Mensch nutzt das Bedürfnis zu Beginn einer Beziehung aus, sich möglichst oft zu sehen und Zeit miteinander zu verbringen – was dann oftmals auf Kosten von Treffen mit Freund:innen und Familie oder der Arbeit passiert. Nur: Während bei den meisten (gesunden) Beziehungen mit der Zeit wieder eine Balance entsteht zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, ist das nicht das Ziel des bewachenden Typen.
Es kann sich dadurch zeigen, dass die Person jede Sekunde des Tages in deiner Nähe ist, dir pausenlos Nachrichten schreibt und wütend wird, wenn du nicht sofort antwortest. Vielleicht verlangt sie Fotos, auf denen zu erkennen ist, wo du dich befindest – und mit wem –, vielleicht will sie die Passwörter für dein Handy und andere private Dinge. Kurzum: Sie will, dass du abhängig von ihr wirst, damit sie dich leichter kontrollieren kann.
Verwendete Quellen: ncbc.com, psychcentral.com, forbes.com