"Es ist vorbei" – ein Satz, den Menschen in einer Beziehung fürchten. Die Reaktionen auf so einen Satz sind sehr individuell: Schock, Orientierungslosigkeit, ein fieser Spruch, manches Mal vielleicht auch Erleichterung. Und wie geht der "starke, emotionslose Mann" mit so einem Dämpfer fürs Ego um? Dieser Frage ging Dr. John Oliffe und sein Team in einer Studie nach – mit spannenden Ergebnissen. Konnten die Männer einen gesunden Umgang mit dem Ende der Beziehung finden? So viel vorweg: Größtenteils nein.
Der Mann von passivem Opfer zum "aktiven Akteur"
Oliffe und sein Team interviewten 25 Männer, die eine von der Partnerin initiierte Trennung erlebt haben. Wie sind sie mit der Trennung umgegangen? Sehr unterschiedlich, wie sich herausstellte. "Zehn der Teilnehmer erinnerten sich, wie sie sich aus der Beziehung zurückzogen, als Probleme und Konflikte entstanden", erzählt Dr. Oliffe im Interview mit dem Online-Magazin "EurikAlert!". Sie hätten erkannt, dass sich ihre Partnerin über kurz oder lang von ihnen trennen würde, aber sie seien zu konfliktscheu und passiv gewesen, um sich dieser Situation in irgendeiner Weise zu stellen, so der Wissenschaftler.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine andere Studie: Viele Männer würden sich demnach davor scheuen, ihre wahren Gefühle und Meinungen gegenüber ihren Partner:innen zu äußern – aus Angst vor Konflikten und/oder dem Ende der Beziehung. Laut Untersuchung, für die 49 Männer interviewt wurden, würden sie in einer belastenden Beziehung dazu tendieren, ihre Emotionen zu verleugnen bzw. zu kontrollieren, statt zu handeln.
In der Studie von Dr. Oliffe und seinen Kolleg:innen beschrieben sich wiederum zehn von 25 interviewten Männern als "aktive Akteure, die sich voll und ganz auf die Beziehungskämpfe einließen oder aktiv versuchten, Spannungen und Konflikte, die ihre Beziehung beherrschten, abzubauen". Doch ihre Partnerin hätte sie trotzdem am Ende verlassen. "In beiden Geschichten fühlten sich die Teilnehmer festgefahren, da sie keine Möglichkeit sahen, die Beziehung entweder zu reparieren oder zu beenden", so Oliffe.
Trennung als Chance
Immerhin: Fünf der Teilnehmer konnten etwas Positives für sich aus der Trennung ziehen. "Sie haben an sich selbst gearbeitet, um den Schmerz der Trennung zu verstehen und daraus zu lernen", erklärt der Wissenschaftler. Die Beziehungen – und deren Ende – seien für diese Männer genauso schmerzhaft gewesen wie für die anderen Probanden, aber: "Sie vermieden es, ihren Expartnerinnen die Schuld zu geben. Stattdessen machten sie sich für ihr eigenes Verhalten und ihre Gefühle verantwortlich."
Was auch dazu geführt habe, dass sie sich dadurch besser gerüstet sahen, mit ihrer Trennung und mit zukünftigen Beziehungen umzugehen.
Was wir daraus lernen
Laut der Studie von Dr. Ollife und seinen Kolleg:innen kann man also bei 4 von 5 Männern damit rechnen, dass sie sich nach der Trennung kaum einer Verantwortung am Scheitern ihrer Beziehung bewusst sind – und die Schuld bei der anderen Partei suchen. Nicht so schön. Aber es gibt sie, die Männer, die in sich schauen und reflektieren: Was habe ich falsch gemacht? Wo kann ich das nächste Mal die Dinge besser machen? Das nützt natürlich der Person, die mit ihnen Schluss gemacht hat, herzlich wenig, aber vielleicht klappt es ja bei der nächsten Beziehungsperson, die zumindest nicht denselben Mist noch einmal mit dem Mann durchmachen muss.
"Es gibt gesunde Wege, eine von der Partnerin initiierte Trennung zu überwinden. Der Mann muss nicht jahrelang darüber reden, wie ungerecht er behandelt wurde. Die Erkenntnis, dass solche Narrative nicht hilfreich sind, kann helfen, sich auf das eigene Wachstum zu konzentrieren und nach vorne zu blicken", beschreibt Dr. Oliffe die Essenz der Studienergebnisse. Das muss der Mann nicht allein tun – gerade, wenn es ihm schwerfällt, sich aus dem Narrativ des Opfers zu befreien, kann auch professionelle Hilfe hinzugezogen werden. Nicht nur zukünftige Partner:innen werden es ihm danken.
Verwendete Quellen: journals.sagepub.com, eurkalert.org, menshealthresearch.ubc.ca