Egal ob man erst ein Jahr oder schon mehrere Jahrzehnte zusammen ist: Jedes Paar muss sich früher oder später durch eine Krise kämpfen. Da arten kleine Auseinandersetzungen in riesige Streits aus, man verbringt kaum mehr Zeit miteinander oder redet ständig aneinander vorbei. Einige werden sogar unglücklich in der Ehe. Wir haben für euch handfeste Beziehungstipps zusammengestellt, die euch dabei helfen können, eure zerrüttete Partnerschaft wieder auf Kurs zu bringen. Kopf hoch: Wenn es beide wollen, gibt es (fast) immer einen Weg!
1. Seid authentisch
In einer Beziehungskrise hilft es niemandem, wenn ihr euch verstellt. Spielt nicht die Heldin! Macht euch die ganze Sache zu schaffen, dann zeigt das ruhig offen. Schließlich könnte der Partner sonst falsche Schlüsse ziehen und etwa glauben, ihr würdet gar nicht an der Beziehung hängen.
2. Wechselt die Perspektive
Einer der wichtigsten Tipps, um Konflikte zu lösen! Denn nur wenn ihr einmal versucht, die Sachlage aus Sicht des Partner zu betrachten, versteht ihr, was wirklich das Problem ist. Wenn ihr euch nicht in den Partner hineinfühlen könnt, fragt ihn ganz direkt: "Wie fühlst du dich gerade in unserer Beziehung?" Leider ist es längst nicht selbstverständlich, dass Paare offen über ihre Gefühle sprechen. Zu groß ist die Angst, als "schwach" oder "verletzlich" dazustehen.
3. Werdet konkret!
Sätze wie "Das müssen wir in Zukunft besser machen" oder "Das sollten wir auf jeden Fall ändern" helfen in Beziehungskrisen leider nicht weiter. Konflikte können nur gelöst werden, wenn man konkrete Maßnahmen bespricht, wie etwa "Wir sollten uns zwei Abende die Woche Zeit für Zweisamkeit nehmen". Je konkreter ihr Lösungsansätze formuliert, desto besser!
4. Gönnt euch Pausen
Aus einem Beziehungsloch zu krabbeln, erfordert ziemlich viel Anstrengung. Man kann nicht non-stop an Problemen arbeiten. Nehmt euch bewusst auch "Auszeiten" von der Krise. Unternehmt etwas mit der besten Freundin oder der Familie und beschäftigt euch mit ganz anderen Dingen. Das sorgt für Ausgleich!
5. Erinnert euch an gute Zeiten
Was ist mit der Verliebtheit passiert? Wenn das Feuer droht, zu erlöschen, steuert gezielt dagegen: Schwelgt gemeinsam in Erinnerungen - unternehmt vielleicht sogar dasselbe wie bei eurem ersten Date. Versucht euch außerdem zu erinnern, ob ihr früher schon einmal eine Krise zusammen gemeistert habt. Vielleicht könnt ihr jetzt eine ähnliche Strategie verfolgen.
6. Holt euch Hilfe
Ihr merkt, dass ihr es alleine nicht hinbekommt? Das ist noch kein Grund, aufzugeben. Abgesehen von Freunden und Familie, kann auch ein Paartherapeut/in den nötigen Impuls zur Besserung geben. Nur keine falsche Scham: Es ist wirklich nichts dabei, einen Experten nach Beziehungstipps zu fragen.
Einen guten Leitfaden in Krisen bietet auch die sogenannte ELMAR-Methode.
Beziehung retten - das musst du wissen
Wer um seine Beziehung kämpfen möchte, der sollte sich außerdem über diese 21 Dinge klar werden:
Die Wissenschaft versucht, diese Frage zu beantworten, indem sie sie umdreht: Was ist das Geheimnis glücklicher Paare? Forscher der Universität Mannheim haben untersucht, was langfristig stabile Ehen von jenen unterscheidet, die trennungsgefährdet sind. Das Ergebnis: "Stabile Beziehungen besitzen einen Halt gebenden Rahmen, der unglücklichen Paaren fehlt", erklärt die Mannheimer Paartherapeutin und Autorin Ursula Nuber ("Was Paare wissen müssen"). Solche "gerahmten Paare" teilen eine Leidenschaft wie Musik oder Klettern. Sie haben dieselben Überzeugungen - sind Öko-Freaks oder bei der FDP, Buddhisten oder streng katholisch, träumen vom Häuschen im Grünen oder vom Leben in der Kommune: Ein innerer Motor lässt sie einfach gemeinsam rundlaufen. Solch ein grundsätzlicher Kitt scheint Paaren zu fehlen, die sich schneller trennen.
Nein, gemeinsame Interessen und Ziele können auch wachsen. Aber dazu braucht es Zeit. Und Geduld, zu verhandeln, was in der Beziehung wirklich wichtig ist, was sie einzigartig macht. Auf dem Weg dahin stolpert die Liebe leider immer wieder in Fallen.
Den Trend nennen Psychologen "Halbbeziehung ". Man sieht sich, aber ohne Verpflichtung. Man hat Sex, ohne Treueschwüre - eine Liebe ohne Kündigungsfrist. Klingt hipper und freier als : "Wir sind seit zehn Jahren ein Paar." Einerseits. Andererseits: Halbbeziehungen in "Ganzbeziehungen" zu verwandeln kann schwierig werden.
Und wie lange geht das gut? Das Problem ist: Nach kurzer Zeit entsteht in solchen Beziehungen immer ein Ungleichgewicht. Einer liebt ein bisschen mehr, der andere hält sich weiterhin sämtliche Fluchttürchen offen. Einer fühlt sich klein und ungeliebt, der andere hält die Fäden von Nähe und Distanz in der Hand.
Man weiß nie, was sich entwickeln kann. Vielleicht wird ja tatsächlich das große Liebesfeuer daraus. Allerdings raten Psychologen, nicht zu viel Hoffnung in solche Modelle zu setzen und immer genau zu beobachten: Wie sehr verletzt mich die Distanz des anderen? Wie gut kann ich die Beziehung tatsächlich noch aushalten? Im Zweifel ist es besser, sich zu verabschieden.
Nein, das hat sich verändert. Frauen sind häufi ger berufstätig als früher, unabhängiger und mehr unterwegs. Und: In einer globalisierten Welt und dank Internet ist es einfacher, Beziehungen zu finden. Damit wächst die Möglichkeit, sich zu verabschieden, wenn's doch nicht passt. Zurück bleiben aber oftmals seelische Narben - und zwar unabhängig davon, ob man der Verlassende ist oder verlassen wurde.
Ein mieser Beziehungsausgang ist für beide Beteiligten enttäuschend, nur aus unterschiedlichen Gründen. So oder so merkt sich unser emotionales Gedächtnis: Hier ist etwas in die Hose gegangen, das hat weh getan! Hirnforschern zufolge speichern enttäuschte Verliebte schlechte Erfahrungen und Verwundungen ab. Das Gehirn versucht, daraus für die Zukunft zu lernen. Es baut Schutzmechanismen ein, damit sich Verletzungen nicht wiederholen. Menschen, die viele Lebensschläge erlebt haben, sind deshalb nachgewiesenermaßen bei ihrer Partnerwahl vorsichtiger. Natürlich lassen sich solche Verwundungen heilen, indem man gute Bindungserfahrungen macht und damit das Liebesgedächtnis wieder umpolt. Das setzt aber voraus, dass man erkennt, welche krisenhaften Beziehungsmuster man in sich trägt - und wovor man in der Liebe Angst hat.
Und wie soll der sein? Der Soziologe Sven Hillenkamp ("Das Ende der Liebe ") beklagt, dass wir heutzutage viel zu viele und zu hohe Erwartungen an unseren Partner knüpfen. Er muss schön sein, sexy, erfolgreich. Wenn er beim Sex ein Mal aus Versehen die Socken anlässt, gehen bei uns vor Entsetzen gleich alle Lichter aus. Wenn es um die Liebe geht, sind für Hillenkamp heute viele Menschen Maximierer, die in dem Glauben leben, irgendwo gebe es den vollkommenen Partner. Selbst dann, wenn in ihrer gegenwärtigen Beziehung alles in Ordnung ist. Klingt hart: Aber genau dieses Wunschdenken hält uns davon ab, uns dauerhaft auf einen anderen einzulassen.
Natürlich nicht. Es kann ja wirklich sein, dass der Partner nicht passt. Was man aber bedenken sollte: Kein Mensch auf der Welt kann alle inneren Bedürfnisse befriedigen. Die romantische Vorstellung von dem einen Seelengefährten, den wir noch fi nden müssen, kann eine funktionierende Beziehung sehr instabil machen, so Ursula Nuber. Indem wir ständig nach links und rechts schielen, ob nicht doch noch jemand Besseres des Weges kommt, verbauen wir uns das Glück mit unserem momentanen Partner.
Die Vorstellung von Liebe hat sich in den letzten Jahren tatsächlich sehr geändert, ist idealistischer, in gewisser Weise auch unrealistischer geworden. In den 50er Jahren ging es vor allem um Pflichtbewusstsein. Wenn man sich einmal verheiratet hatte, blieb man eben zusammen. In den 70er Jahren dominierte der Drang nach individueller Freiheit. Heute wird die Partnerschaft als elementarer Sinnstifter entdeckt, was mit einer enormen Aufwertung der Gefühle einhergeht.
Große Gefühle sind kein Garant dafür, dass eine Beziehung überdauert. Als Heilsversprechen sind sie auch gefährlich. Vor kurzer Zeit hat eine Online-Partneragentur eine Rangliste der häufigsten Trennungsgründe veröffentlicht. Auf den ersten Plätzen lagen enttäuschte Erwartungen wie: "Wir haben uns auseinandergelebt", "Wir hatten zu unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe und Freiraum". Aus solchen Aussagen, so Ursula Nuber, spricht die Ernüchterung und Enttäuschung darüber, dass es zu wenig Nähe, zu wenig Intimität, kurz zu wenig Gefühl in der Beziehung gibt. Eine Enttäuschung, die vielleicht nicht ganz realistisch ist. Man kann eben nicht jeden Tag mit einem Partner emotional den Mount Everest besteigen.
Aber wie hoch liegt die Latte? Welche unglaublichen Erwartungen haben wir an die Liebe? Würden wir nicht vielleicht ein kleines bisschen glücklicher werden, wenn wir sie etwas tiefer legen würden? Wer bei jeder Krise in einer Beziehung sofort das Handtuch wirft, weil er sich in seinen Erwartungen enttäuscht sieht, beraubt sich einer wichtigen Erfahrung: Gemeinsam überstandene Enttäuschungen und Krisen können zwei Menschen zusammenschweißen.
Der Autor Sven Hillenkamp rät zur Vernunftehe. Das klingt auf den ersten Blick ziemlich verstaubt und beengend. Es hat aber weniger damit zu tun, gegen innere Widerstände bei einem Partner zu bleiben, sondern einen Partner zu wählen, der einem guttut, rät der Soziologe. Der Heidelberger Paartherapeut und Autor Arnold Retzer ("Lob der Vernunftehe") spricht von "resignativer Reife". Man akzeptiert, einen Menschen gefunden zu haben, mit dem sich zufrieden zusammenleben lässt, und bleibt bei ihm. Und gibt die Illusion auf, dass es in der Partnerschaft immer nur positive Wahnsinnsgefühle geben muss.
Die Paartherapeutin Ursula Nuber rät dazu, die Liebe mit Entscheidungen zweiter Ordnung abzusichern. Damit meint sie selbst gesteckte Handlungsanweisungen, die wir genauso automatisieren wie die Tatsache, dass wir uns im Auto anschnallen, bevor wir losfahren. Solche Entscheidungen zweiter Ordnung könnten etwa sein "Ich betrüge meinen Partner nicht" oder "Wenn mein Partner in wichtigen Bereichen für mich in Ordnung ist, stelle ich meine Beziehung nicht in Frage". Zugegeben, das klingt zunächst unglaublich spießig und anstrengend, erleichtert aber das Lieben enorm!
... und die kommen häufig dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Zum Beispiel sinkt die Zufriedenheit in der Beziehung ganz dramatisch nach der Geburt des ersten Kindes. Am gefährlichsten für die Liebe sind die ersten zwei Jahre mit den klassischen Kleinkind-Krisen: zu wenig Sex, zu wenig Schlaf. Mithilfe von Videoaufnahmen konnte eine Forschergruppe der Texas A&M University herausfinden, dass Väter und Mütter nach der Geburt schlechter miteinander kommunizierten als zuvor und dass sie häufiger stritten. Das liegt einfach daran, dass sich aus der Zweisamkeit erst eine Familie formieren muss. Es ist völlig normal, dass Beziehungen immer dann kippeln, wenn größere Veränderungen im Leben anstehen. Das gilt genauso, wenn zum Beispiel die Kinder aus dem Haus gehen. Da geht es dann plötzlich darum, wieder zur Zweisamkeit zurückzufi nden, neue Gemeinsamkeiten zu finden.
Wie schlimm das ist, hängt von der Kommunikation in der jeweiligen Beziehung ab, sagt Prof. Ulrich Clement, Leiter des Instituts für Sexualtherapie in Heidelberg. Meist hat Fremdgehen mit Unzufriedenheit zu tun. Es ist eine Krise, bei der ein Thema ans Licht kommt, das vielleicht schon länger im Raum stand: Eventuell haben beide die Beziehung schleifen lassen, wünschen sich mehr Zuwendung. Wenn beide bereit sind, über Bedürfnisse und Verletzungen zu reden, hat die Liebe auch nach einem Seitensprung eine große Chance.
Wie sehr der Alltag die Beziehung stresst, ist lange von der Forschung unterschätzt worden. Während größere Schicksalsschläge Paare zusammenschweißen können, kann ein nervenzerfetzender Alltag langsam, aber sicher sogar die größten Gefühle zerstören. Der Fribourger Familienforscher Prof. Guy Bodenmann fand heraus: Die tägliche Dauerbelastung stört eine Liebe gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen haben gestresste Paare weniger Zeit für den anderen. Die Folge: Weniger Wir-Gefühl, die gemeinsame Zeit reicht nur noch, um das Nötigste zu besprechen. Zugleich wird die Kommunikation zwischen den Paaren negativer. Unter Stress können sich Partner schlechter in den anderen hineinversetzen, reagieren gereizter, intoleranter. Da hilft: bewusst gegensteuern mit Auszeiten zu zweit, klaren Vereinbarungen und dem Bemühen, nicht nur die eigene Position, sondern auch die des anderen zu verstehen.
Absolut nicht. Aber viele Paare lassen leider zu, dass Partnerschaft zu selbstverständlich wird. Sie verbringen qualitätslose Zeit miteinander, die qualitätsvolle wird für andere reserviert: Mit dem Liebsten geht man zum Einkaufen, bespricht mit ihm den Alltag und sieht gemeinsam fern. Das ist ungefähr so spaßig wie das Auto in die Inspektion bringen. Berührungen und Zärtlichkeiten passieren nur noch nebenbei, zur Begrüßung gibt's ein Bussi auf die Wange, an das man sich später nicht mal mehr erinnern kann. Der Tod der Liebe! Allerhöchste Eisenbahn also, für Qualitätszeiten zu sorgen und sie gemeinsam einzuplanen. Egal, ob ein Mal in der Woche oder jeden Abend kurz vor dem Schlafengehen: Hauptsache, es gibt Zeit zu zweit, in der es nicht um den Alltag geht, sondern um gemeinsame Erlebnisse, um geteilte Gefühle und Interessen.
Beides. Nach einem Seitensprung, nach dem ersten echten Riesenkrach, nach Monaten stressiger Familienphase müssen beide erkennen: Die Liebe ist nicht so romantisch wie gedacht. Wenn aber beide gemeinsam die Krise durchstehen, wenn sie daran wachsen, ist das wie eine bestandene Reifeprüfung. Sie haben gekämpft - erst gegeneinander, dann füreinander. Sie haben geweint, gestritten und verhandelt. Sie haben Abschied genommen - nie wieder wird es so sein wie zuvor. Jetzt beginnt eine neue, reifere Phase der Beziehung, die in dieser Tiefe mit keinem anderen Menschen möglich wäre.
Stumm aushalten und auf bessere Zeiten warten bringt in diesem Fall gar nichts. Viele Beziehungen scheitern, weil Liebende es verpasst haben, im richtigen Moment zu reagieren, weil sie sich zurückgenommen haben, um die Liebe zu schonen. Starke Paare dagegen sind Meister darin, die Zukunft neu zu planen, sich von alten Lebensträumen zu verabschieden und gemeinsam neue zu finden.
Entscheidend ist nicht, ob man Konflikte oder Probleme löst, sondern wie man sie zu lösen versucht. Glückliche Paare versuchen, ihren Schwierigkeiten nicht durch Verletzungen zu begegnen, sondern durch Humor, Ablenkung, Zuneigung und Respekt. Ihnen ist klar: Je näher ein anderer kommt, umso näher kommt er auch Ängsten, Schwächen, Verletzungen. Es hat also gar keinen Sinn, von perfekter Harmonie und einem makellosen Partner zu träumen. Aber davon, einen Menschen an seiner Seite zu haben, der einen irgendwann besser kennt und versteht als jeder andere.