Eine Frage danach, ob ihr mal wieder etwas machen wollt, bleibt zu lang unbeantwortet. Etwas, das du unbedingt erzählen wolltest, bleibt unkommentiert – oder eine Sprachnachricht wird eine gefühlte Ewigkeit nicht angehört. All das fühlt sich für niemanden schön an. Denn wenn wir uns mitteilen, wollen wir natürlich auch gehört werden. Als soziale Wesen ist es uns ein Anliegen, uns mit anderen Menschen zu vernetzen und eine Verbindung herzustellen oder aufrechtzuerhalten. Über das Handy funktioniert das aber nicht immer so gut, wie wir uns das wünschen würden.
Warum du eine langsame Antwort nicht immer persönlich nehmen solltest
Manchmal führt eine fehlende Rückmeldung zu Selbstzweifeln, und es kann sich anfühlen, als würde sich niemand für uns interessieren oder als seien wir schlichtweg unwichtig. Dabei sprechen einige Dinge dafür, im Moment des ersten Lesens noch nicht zu antworten. Und diese zeigen dir hoffentlich, warum es manchmal wichtig ist, durchzuatmen und das Handy wegzulegen anstatt nach dem Prinzip des Direktantwortens im Sekundentakt zu leben.
Warum es nichts mit dir zu tun haben muss, wenn jemand nicht sofort antwortet
Die Person möchte sich erst sammeln
Was du geschickt hast, muss dein Gegenüber erst einmal verarbeiten und sich in Ruhe überlegen, was er:sie antworten möchte. Denn überstürztes Handeln kann dazu führen, dass wir unsensibel reagieren und den:die andere:n verletzen. Hast du also eine sehr lange Text- oder Sprachnachricht versendet und geht es dabei um etwas sehr Persönliches, braucht dein:e Freund:in vielleicht einfach etwas Zeit, um sich zu sammeln.
Du würdest in einer solchen Situation doch auch nicht deine Antwort übers Knie brechen wollen, oder? Wenn dich eine lange Wartezeit stört, kommuniziere der anderen Person, wie es sich für dich anfühlt. Dein:e Freund:in kann dann beim nächsten Mal kurz darauf eingehen. Beispielsweise mit einem: "Ich schaffe es gerade nicht, dir zu antworten, und möchte mir genügend Zeit dafür nehmen. Ich melde mich später."
Schlechtes Netz, schlechter Zeitpunkt
Dein:e Freund:in ist gerade unterwegs, auf der Arbeit oder in einer Umgebung, in der das Internet (nicht selten für Deutschland) total furchtbar ist. Auf der Arbeit oder unterwegs kann er:sie dir wenigstens noch kurz mitteilen, warum gerade keine Antwort möglich ist. Bei fehlender Internetverbindung leider nicht. Das ist natürlich ungünstig, kommt aber durchaus vor. Wichtig ist in diesem Fall, später zu klären, warum die Kommunikationspause entstanden ist – und daraus zu lernen.
Nachrichten sind nicht für jede:n einfach
Manche Menschen mögen es nicht, Nachrichten zu schreiben. Das muss man natürlich wissen, sonst kann man sich nicht darauf einstellen. Hast du jemand Neues kennengelernt und ihr habt euch wunderbar unterhalten, aber nun ist Funkstille? Das kann daran liegen, dass er:sie nicht gerne schreibt. Beispielsweise, weil dieser Mensch Angst hat, dass du etwas falsch verstehen könntest, oder seine:ihre Rechtschreibung nicht so sicher ist.
Möglicherweise ist diese Person super kommunikativ, wenn man sie im realen Leben trifft, aber übers Handy kommt maximal ein Wort oder eine Zeile zurück. Sprich die Person darauf an und finde heraus, woran es liegen mag. Vielleicht lernt ihr so, dass ihr euch besser persönlich trefft oder einfach hin und wieder telefoniert oder mit Sprachnachrichten kommuniziert, da es so einfacher für euch ist. Nicht jede Person mag die gleichen Kommunikationswege. Vielleicht braucht es hier Telefon- und Kaffee-Dates statt WhatsApp-Nachrichten.
Der:die andere will dich nicht belasten
Möglicherweise erwischst du die Person gerade in einer schlechten Phase. Schlecht gelaunt antworten andere manchmal nicht, weil sie ihre Emotionen sonst auf den:die andere projizieren könnten. Neutral oder nett zu sein, kann dann schwerfallen. Es könnte also ein Schutzmechanismus sein, der dir gilt, weil der eigene Tag nicht gut läuft und er:sie dich nicht belasten möchte. Vermutlich stört es dich nicht, von der schlechten Erfahrung des:der anderen zu hören, aber manchen Menschen ist das durchaus unangenehm.
Wie du dich besser mit deinen Freund:innen vernetzt
Am hilfreichsten ist es, deine Gefühle zu erklären. Eine Person hat dir lange nicht geantwortet und du fühlst dich deswegen schlecht? Probiere es mit einer Nachricht à la:
Du kannst natürlich auch noch mehr ins Detail gehen. Bei guten Freund:innen ist es für diese von Vorteil zu wissen, dass dein Kopf sich schnell fiktive Szenarien ausmalt, wenn sie dich aus deiner Sicht eine Weile "ignorieren". Ihr lernt beide aus diesem Austausch.
Oft denken wir, dass andere so handeln, wie wir es tun
Personen, die eine fehlende Antwort persönlich nehmen, sind oft diejenigen, die selbst den Drang verspüren, ihren Freund:innen sofort zu antworten. Ihre Unsicherheit, wenn das bei anderen uns gegenüber nicht passiert, sorgt dann für innere Konflikte. Wir projizieren unsere eigenen Einstellungen und unser Verhalten gern auf die Menschen, die uns selbst am nächsten sind. Diese Voraussetzung ist aber meist nicht erfüllt, und das sorgt in unserem Gehirn dafür, dass wir falsche Vermutungen aufstellen. Die Reaktionen anderer sind ebenso ein Lernprozess für uns wie unsere für andere. Es wäre schön, wenn wir wirklich wissen könnten, was gerade bei einer anderen Person geschieht und wie sie denkt. Aber im Leben sind das oft nur Geschichten, die wir uns selbst wahr machen wollen. Teilweise sind diese negativ und nagen an unserem Selbstbewusstsein.
Wenn du wegen einer ausbleibenden Antwort Selbstzweifel bekommst, kommuniziere das gegenüber der Person. Überlege außerdem, wo du dein Verhalten anpassen und andere daraus lernen lassen kannst. Beispielsweise mit einem:
Oder:
Wahrscheinlich bekommst du bei Letzterem die angenehme Antwort zurück, dass du gern erzählen kannst, was bei dir los ist. Dinge zu teilen, hilft uns, diese besser zu verarbeiten und damit auch unserem Wohlbefinden. Ein offener Dialog ist oft die beste Medizin.
Verwendete Quellen: Instagram/omanna.psychologie, harleytherapy.co.uk, healthline.com, ncbi.nlm.nih.gov