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Beautiful-Mess-Effekt Warum kannst du dir selbst weniger verzeihen als anderen?

Beautiful-Mess-Effekt: Eine nachdenkliche Frau
© marjan4782 / Adobe Stock
Sich selbst verletzlich zu zeigen und anderen die eigenen Schwächen einzugestehen, fällt vielen Menschen schwer. Ein Grund dafür ist der sogenannte Beautiful-Mess-Effekt. Was es damit auf sich hat, erfährst du hier.

Wenn sich andere Menschen verletzlich zeigen, sehen wir das – mittlerweile – meistens als Stärke. Wir bewundern Influencende, die in den sozialen Medien ehrlich über ihre Probleme sprechen. Die teilen, wie sie gegen ihre Essstörung kämpfen oder wie sie nach ihrem Burnout versuchen, zu einem gesünderen Lebensstil zu finden. Wir sympathisieren mit Personen, die ihre Fehler zugeben und um Entschuldigung bitten. Erzählt uns ein Mensch in einer intimen, persönlichen Beziehung von seinen Schwächen und wunden Punkten, bringt uns das einander typischerweise näher. Er bringt damit zum Ausdruck, dass er uns vertraut, und lädt uns dazu ein, ihm ebenso zu vertrauen.

Andere bewundern wir für etwas, wofür wir uns schämen

Was wir an anderen jedoch bewundern, gestehen wir uns selbst, wenn überhaupt, oft nur mit großer Überwindung zu. Obwohl es viele Vorteile hat, Verletzlichkeit zu zeigen, und obwohl wir häufig sogar ein Bedürfnis danach verspüren, uns mitzuteilen und jemandem anzuvertrauen, fällt es uns meist erstaunlich schwer, es zu tun. Einer der Gründe dafür ist sicherlich die Tatsache, dass wir uns angreifbar machen, wenn wir unsere Schwachstellen offenlegen. Verletzlichkeit zu zeigen, bietet nicht nur Vorteile, sondern birgt auch Risiken. Das allerdings ist längst nicht das einzige, was uns hemmt. Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Verletzlichkeit ist ein Phänomen, für das sich der Name "Beautiful-Mess-Effekt" etabliert hat: Andere Menschen sehen und bewerten wir anders als uns selbst. Was wir an anderen schön finden oder bewundern, kann an uns selbst als hassenswert und abscheulich erscheinen. Und was wir an uns selbst nicht mögen, empfinden andere Leute vielleicht als bewundernswert und stark. Tja. What a mess.

Wie kommt es zu dem Beautiful-Mess-Effekt?

Ein Grund für diese unterschiedlichen Wahrnehmungen liegt in den unterschiedlichen Perspektiven beziehungsweise den verschiedenen Abständen, mit denen wir jeweils auf den Betrachtungsgegenstand – die betreffende Person – schauen. An uns selbst sind wir unheimlich nah dran. Wir sehen und kennen selbst die kleinsten, schmutzigsten Details unserer Schwachstellen, wissen, welche Konsequenzen sie für uns und unser Leben haben. Wir können uns auch nicht einfach umdrehen und sie vergessen: Pausenlos haben wir sie vor Augen und müssen einen Weg finden, damit umzugehen. Sollen wir den Ballast, den wir zu schleppen haben, etwa schön finden und feiern?

Blicken wir hingegen auf andere Menschen, die uns von ihrem Ballast erzählen, sehen wir ein ganz anderes Bild: Eine Person, die schwer zu tragen hat und es irgendwie schafft. Was auch immer sich hinter dem "Irgendwie" verbirgt, aus dieser Perspektive erscheint uns die betreffende Person unweigerlich bewundernswert und stark.

Was nützt uns der Beautiful-Mess-Effekt

Der Beautiful-Mess-Effekt allein wird es uns vermutlich nicht unbedingt leichter machen, unsere Schwächen und wunden Punkte zu akzeptieren oder gar schön zu finden. Ihn zu kennen, kann uns allerdings dabei helfen, uns anderen Menschen mitzuteilen und verletzlich zu zeigen: Womit wir hadern und kämpfen, wird für sie mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Grund sein, uns abzuwerten oder zu verurteilen, sondern, im Gegenteil, uns noch mehr zu mögen, zu respektieren und zu vertrauen. Uns mitzuteilen kann wiederum uns dabei helfen, mit unserer Verletzlichkeit besser klar zu kommen. Einerseits weil wir dadurch eine andere Sichtweise auf uns selbst gewinnen. Andererseits weil es uns erleichtert und Stress nimmt, unseren Ballast nicht auch noch vor der ganzen Welt verstecken zu müssen. In den meisten Fällen lohnt es sich, Verletzlichkeit zu zeigen. Doch leider macht es das trotzdem nicht leicht.

Verwendete Quellen: spektrum.de, bigthink.com

sus Brigitte

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