In Gesprächen möchten wir gerne auf Augenhöhe sein. Wir möchten uns austauschen, zuhören, aber auch: gehört werden. Doch nicht immer funktioniert dieser Austausch so einwandfrei, wie wir oder die andere Person uns das wünschen würden. Die folgenden Gewohnheiten können dafür sorgen, dass du unsympathisch wirkst.
Diese 3 Angewohnheiten lassen dich in Gesprächen unsympathisch wirken
1. Immer einen draufsetzen
Eine Freundin erzählt, wie hart es gerade auf ihrer Arbeit ist und dass sie deshalb eine Menge Überstunden machen muss. Prompt kommt die Aussage, die in diesem Fall keine:r hören möchte: "Ach, das ist doch gar nichts. Ich musste die vergangenen drei Wochenenden arbeiten. Was sind da schon die paar Überstunden?" Das Person B aber dafür oft Montag und Dienstag zum Ausgleich frei hatte, wird nicht erwähnt. Hauptsache bei ihm:ihr klingt die Situation härter als bei der anderen. Diese Art von Verhalten sorgt dafür, dass sich die erste Freundin nicht ernst genommen oder in ihren Belangen gehört fühlt. Die Antwort vermittelt ihr den Eindruck, dass ihre Gefühle nicht gerechtfertigt sind – und die Verbindung der beiden Personen leidet darunter.
Andersherum gibt es diese Beispiele ebenfalls. Wenn ein:e gute:r Freund:in dir von einem tollen Erlebnis erzählt, will er:sie nicht im Gegenzug übertrumpft werden. Wir sollten nicht die Erfahrungen anderer kleinreden, indem wir ihnen das Gefühl geben, dass unser Leben eindrucksvoller, intensiver oder positiver verläuft als ihr eigenes. Ein Austausch unter Freund:innen ist kein Wettbewerb. Eigene Dinge beizutragen, gehört natürlich dazu. Doch was ist die Motivation dahinter? Ist es, um zu beeindrucken, zu prahlen oder etwas zu beweisen? Dann sucht die Person nach Bewunderung und nicht nach einer Verbindung. Regel Nummer eins ist also: Erst zuhören und das Erfahrene akzeptieren, anstatt abzuwerten oder mit eigenen Erfahrungen dagegenzuhalten.
2. Immer alles besser wissen
Einige Freund:innen sitzen beisammen, es gibt diverse Dips, klein geschnittenes Gemüse und Chips. Es geht um die Guacamole. Eine Person fragt: "Wie hast du die denn gemacht? Die ist echt superlecker!" Nach der Erklärung kommt ungefragt von einem Freund: "Sie ist lecker, aber noch besser wird sie, wenn man etwas Koriander untermischt. Dann ist es erst eine richtige Guacamole." Dieser gute Freund hat gerade das positive Gefühl von der gefragten Person zunichtegemacht. Denn im Raum bleibt: Die ist schon gut, aber eben nicht gut genug.
Noch schlimmer wird es, wenn eine Person dann noch darauf bestehen muss, dass sie mit dieser Aussage auf jeden Fall recht hat. "Eine Guacamole ist nur mit Koriander vollständig, das hat mir ein Kumpel aus Südamerika beigebracht", beispielsweise. Das wirkt überheblich und spielt die Kompetenz der anderen herunter. Wichtig ist, dass sich alle klar werden: Es ging nie um eine Debatte, sondern um einen netten Plausch. Solchen Freund:innen kann man ruhig mitteilen, dass ihre Meinung zwar schön und gut ist, aber eben ihre Meinung – und nicht das Ultimatum für jegliche Guacamole dieser Welt.
3. Immer alles positiv sehen
Es ist manchmal angebracht, die positiven Dinge einer Situation aufzuzeigen und eine Person so aus einer negativen Grundeinstellung zu holen. Es gibt aber auch unglückliche Momente, in denen zu positiv zu sein falsch beim Gegenüber ankommt. Die Herausforderung, die der:die andere gerade ausgesetzt ist, sollten wir wahrnehmen. Es kann härter für ihn:sie sein, als es für uns als Außenstehende scheint. Weshalb wir nach einer Trennung eben nicht "Ach, es schwimmen so viele Fische im Meer" hören wollen, wenn wir mental angeschlagen sind und uns von den Strapazen noch erholen.
Die Person weiß auch, dass das Leben weitergeht und der Schmerz irgendwann leichter zu ertragen sein wird. Zuhören hilft ihr meist mehr als positive Affirmationen oder Ratschläge, die sie in der Situation nicht braucht und nach denen sie nicht gefragt hat. Wenn eine Person von einer schweren Zeit berichtet, will sie manchmal eben nur gehört werden. Es kann helfen, das vorab klarzustellen mit einem: "Möchtest du meinen Rat oder willst du es vielleicht einfach nur rauslassen? Ich bin hier, falls du mich brauchst."
Niemand ist perfekt
Es kann schwer sein, sich der eigenen Muster bewusst zu werden. Vielleicht passieren manche Situationen, ohne dass du es merkst. Du kannst aber in künftigen Gesprächen darauf achten. Klar ist: Einige Dinge sind natürlich gut gemeint oder du willst unbedingt auch etwas dazu sagen, weil du vor Kurzem etwas Ähnliches erlebt hast. Vielleicht bist du selbst wirklich gestresst und hast das Bedürfnis, von deiner eigenen Belastung zu reden, nachdem ein:e Freund:in ihre Situation geschildert hat – manchmal sprudelt einfach so aus uns heraus. Wichtig ist, dass dir solche Dinge dann bewusst werden, wenn sie andere verletzen können. Hast du auf Augenhöhe mit besagter Person weitergeredet oder hast du sie übertrumpft oder ihre Aussage entwertet – und sie so für den Rest des Abends auf stumm geschaltet. Reflexion in und nach Gesprächen kann dir helfen, an diesen Dingen zu arbeiten.
Verwendete Quellen: Psychology Today, PsychCentral, The Psychology Group