Brigitte.de: Ihr Programm "Glücksbringer" illustrieren Sie mit einem dreiblättrigen Kleeblatt. Dabei soll doch das vierblättrige Glück bringen. Was haben Sie sich dabei gedacht?
Eckart von Hirschhausen: Vier Blätter sind nicht besser als drei - sie sind nur seltener. Aber wenn wir Dinge zu Glückbringern erklären, die selten sind, dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir nur selten glücklich sind! In meinem Programm stütze ich mich auf die moderne Glücksforschung. Deren Botschaft lautet: Glück ist kein Zufall, ich muss nicht darauf warten, bis es mir vor die Füße fällt, Glück ist die Summe meiner täglichen Handlungen, nicht meiner Suche!
Brigitte.de: Sondern?
Eckart von Hirschhausen: Ich rate, die Perspektive umzudrehen. Mein Fahrlehrer sagte: "Wenn dein Vordermann auf der Autobahn plötzlich bremst, guck auf den Seitenstreifen! Sonst fährst du hinten drauf." Ebenso verhält es sich mit dem Glück. Wenn wir es direkt ansteuern, verhindern wir es. Glück stellt sich als "Nebenwirkung" ein, zum Beispiel, wenn man etwas konzentriert tut, woran man glaubt. Glück ist die Zeit, in der man nicht auf die Uhr schaut. Das merkt man oft erst hinterher.
Brigitte.de: Was verstehen Sie überhaupt unter Glück?
Eckart von Hirschhausen: Für mich ist Glück im Deutschen ein unglücklicher Begriff. Die Engländer unterscheiden "Luck", "Pleasure" und "Happiness" - also Lottogewinn, Genuss und Hochstimmung. Dazu kommt noch das Glück der Gemeinschaft und der Spirituellen Erfahrung. Auf meiner CD hab ich einen Kompass mit diesen fünf verschiedenen "Sorten". Ist eine gerade nicht im Angebot, kann ich mich bewusst einer anderen Kategorie widmen, zum Beispiel beim Warten auf die eine große Liebe viel Spass mit Freunden haben, mit Natur, Geist und Schokolade.
Brigitte.de: Sie sagen, Glück darf kein dauerhafter Zustand sein - warum?
Eckart von Hirschhausen: Glück muss vorübergehen, damit es Platz macht für neues Glück. Medizinisch betrachtet ist Glück ein Dopamin-Rausch, der wie eine Belohnung wirkt. Essen und Sex machen uns glücklich, aber kein Mensch will ernsthaft Non-Stop-Sex oder Schlaraffenland. Es wäre die Hölle! Außerdem lernen wir auch durch negative Erfahrungen. Sie wollen uns auf etwas hinweisen, so wie der Wecker am frühen Morgen. Viele beginnen den Tag mit Hass auf den Wecker, ohne sich zu fragen, wer ihn gestellt hat! Klar löst er kurzfristig ein ungutes Gefühl aus, will uns aber auf etwas Sinnvolles hinweisen: Zeit, aufzustehen! Deswegen mein Tipp fürs neue Jahr: Fragen Sie sich nicht ständig, ob Sie glücklich sind. Vor allem nicht, wenn gerade der Wecker klingelt...
Brigitte.de: Haben Sie weitere Vorschläge?
Eckart von Hirschhausen: Ja. Der wichtigste lautet: Machen Sie einen roten Kringel in Ihrem Adressbuch um die Namen der Menschen, die Ihnen gut tun, und sorgen Sie dafür, dass sie diese Menschen regelmäßig treffen. Zweitens: Führen Sie ein Glückstagebuch, in das Sie am Abend Ihre schönen Erlebnisse eintragen, das schärft die Achtsamkeit fürs Glück. Und drittens: Seien Sie zehn Minuten am Tag einfach still und tun Sie nichts. Sie werden sehen, wie viel Fülle immer da ist, in uns und um uns! Die Einstellung "ich brauche noch dieses oder jenes, um glücklich zu sein", ist sehr menschlich, aber Unsinn. Und wer wirklich etwas für sich tun will - tut etwas für andere. Glück kann man verschenken, ohne es selber gehabt zu haben. Und es steckt an: Lache - und die Welt lacht mit dir, schnarche, und du schläfst allein.
Tipp: Die aktuellen
Tourneetermine
von Dr. Eckart von Hirschhausen finden Sie unter www.hirschhausen.com.
CD-Tipp + Hörprobe
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CD "Glücksbringer", medizinisches Kabaratt von und mit Dr. Med. Eckart von Hirschhausen.
Hörprobe von der CD: Glücksbringer