Wenn Hollywood anruft und eine Frau sucht, die durch Selfcare ein neuer Mensch geworden ist – BRIGITTE-Autorin Verena Carl wäre es sicher nicht. Trotzdem hat sie es probiert und ihr ausführlicher Selbstversuch unterschiedlicher Selfcare-Methoden hat etwas in ihrem Leben verändert. Hintergrundinformationen zu ihrem Projekt könnt ihr hier in ihrem Erfahrungsbericht zur Meditation nachlesen – und was ihr das Experiment Großzügigkeit gebracht hat, erfahrt ihr hier.
Zweiter Versuch: Großzügig sein
Das klingt erst mal paradox: Geben als Selbstfürsorge. Aber was das soll, versteht jeder, der auch versteht, warum Schenken mindestens so glücklich macht wie Beschenktwerden. Das Belohnungszentrum im Hirn wird gleichermaßen aktiv, egal, auf welcher Seite man steht.

Und trotzdem hatte ich bei dieser Übung leichte Bauchschmerzen. Zum einen, weil ich manchmal das Gefühl habe, umstellt zu sein von Fässern ohne Boden: Wenn ich einem Obdachlosen oder einer überarbeiteten und unterbezahlten Paketbotin Geld in die Hand drücke – müsste ich das nicht eigentlich jedes Mal tun? Warum hier großzügig sein, da nicht? Mehr denn je spüre ich meine Ohnmacht angesichts von Elend und sozialer Spaltung. Gesellschaftliche Widersprüche, die ich nicht lösen kann. Zum anderen ist Geiz nicht gerade ein typisches Frauenproblem, es ist ja in den meisten Fällen eher ein Zuviel an Opferbereitschaft, das uns im Weg steht. Vor allem im Privaten, als Mütter, Töchter, Kolleginnen.
Auch wenn dieser Monat viel Gutes für andere und auch jede Menge gute Gefühle für mich gebracht hat – ich habe Kinderspielzeug an eine Familie von Geflüchteten verschenkt, meine Familie mit spontanen Mitbringseln beglückt und mir oft bewusst gemacht, wie gut das Leben eigentlich zu mir ist –, so ganz überzeugt war ich nicht.
Das sagt die Wissenschaft
In der "Positiven Psychologie", einer Denkrichtung begründet vom US-amerikanischen Psychologen Martin Seligman, ist Geben ein zentraler Baustein, um sich selbst als Teil einer Gemeinschaft zu empfinden, zuversichtlicher zu sein und die eigene Selbstwirksamkeit zu stärken – ohne sich dabei völlig zu verausgaben.
Fazit
Gerade in Phasen, in denen wir den Eindruck haben, zu kurz zu kommen, kann es paradoxerweise helfen, anderen Unterstützung anzubieten. Wichtig ist, trotzdem die eigenen Grenzen zu wahren.
So ist dieses Dossier entstanden – Verena Carl & Anne Otto
