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Psychologische Studie Hat die Corona-Pandemie unsere Persönlichkeit verändert?

Frau mit Hund am Strand: Hat die Corona-Pandemie unsere Persönlichkeit verändert?
© Oleksandra / Adobe Stock
Die Pandemie hat einiges in unserer Gesellschaft und in unseren Beziehungen verändert – und das definitiv nicht immer positiv. Eine Studie hat sich nun angeschaut, wie sich unsere Persönlichkeitsmerkmale in den vergangenen Jahren entwickelt haben.

Die Folgen der Pandemie sind in vielen Lebensbereichen spürbar – an unserer Gesundheit (psychische Erkrankungen, Long Covid, Gewichtsprobleme), in der Wirtschaft (nachhaltige Rückschläge für Branchen wie die Gastronomie und den Kulturbetrieb) und in unserer Gesellschaft (Rückschritte in der Gleichberechtigung, Krise im Pflege- und medizinischen Bereich, gesellschaftliche Spaltung). Ganz zu schweigen von den Effekten, die einzelne Menschen und Familien durch diese größeren Krisen spüren mussten und müssen (Jobverluste, Trennungen, häusliche Gewalt). Aber haben die Coronajahre uns auch nachhaltig psychologisch verändert?

Persönlichkeitsstudie: Vor, während und nach der Pandemie

Dazu hat es eine große Studie in den USA gegeben, die "Understanding America Study". Für die Untersuchung haben Forschende mithilfe einer Onlinebefragung die Daten von mehr als 7.000 US-Amerikaner:innen untersucht. Dafür haben sie die fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale basierend auf dem Konzept der "Big Five" – Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit – zugrunde gelegt, die bei allen Menschen in unterschiedlichem Maß ausgeprägt sind. Die Forschenden haben Werte verschiedener Zeitpunkte verglichen, einmal vor der Pandemie (Mai 2014 bis Februar 2020), zu Beginn der Pandemie (März bis Dezember 2020) und später in der Pandemie (2021 bis 2022). Die Teilnehmenden der Studie waren zwischen 18 und 109 Jahre alt und zu 41 Prozent männlich und 59 Prozent weiblich.

Im Vergleich zwischen den präpandemischen Persönlichkeitseigenschaften und denen in der frühen Phase der Pandemie bestand kaum ein Unterschied auf der Neurotizismus-Skala, aber tatsächlich konnten die Forschenden Veränderungen erkennen, also sie die Vor-Covid-Merkmale mit denen in der späteren Pandemiephase verglichen: Im Schnitt waren die Menschen zum Ende hin etwas weniger extrovertiert, weniger offen, weniger umgänglich und weniger gewissenhaft als vorher.

Vor allem junge Menschen zeigen negative Veränderungen in ihrer Persönlichkeit

Die Unterschiede waren nicht riesig, aber bewegten sich auf der Skala etwa in dem Bereich, in dem sich unsere Persönlichkeit normalerweise in rund zehn Jahren verändert. Besonders bei jungen Menschen konnten die Wissenschaftler:innen Veränderungen feststellen: Sie zeigten sich weniger reif, im Speziellen neurotischer und weniger umgänglich sowie gewissenhaft.

"Die jungen Erwachsenen wurden launischer und anfälliger für Stress, ihnen fiel die Zusammenarbeit mit anderen und das Vertrauenfassen schwerer", erklären die Autor:innen der Studie. "Außerdem schienen sie weniger Selbstkontrolle und Verantwortungsbewusstsein zu haben." Die ältesten Teilnehmenden der Studie zeigten diese Unterschiede in ihrer Persönlichkeit dagegen kaum.

Das Forschungsteam, das die Daten ausgewertet hat, schließt aus diesen Ergebnissen, dass ein globales und so einschneidendes Ereignis wie eine jahrelange Pandemie vor allem die jüngere Generation auch langfristig stärker beeinflusst als bisher angenommen. So mussten Schüler:innen und Studierende schließlich unbestritten auf viele prägende und wichtige Erfahrungen ihrer Jugend verzichten, und zwar vor allem, um die ältere Generation zu schützen. Und das geht offenbar nicht spurlos an ihnen vorbei.

Verwendete Quellen: sciencedaily.com, PLOS

Brigitte

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