Atze Schröder hat im Podcast "Betreutes Fühlen" mit Leon Windscheid seine innere Gelassenheit mit einem See verglichen: Es könnten zwar durchaus mal Steine reinfliegen und natürlich gibt es dann auch Wellen, aber grundsätzlich liegt der See still und ruhig einfach nur da, während sich Sonne, Mond und Sterne darin spiegeln. Dieser Vergleich ist großartig, denn er macht deutlich, dass sich auch grundgelassene Menschen (wie Atze Schröder) aufregen, wenn es Anlass dazu gibt, allerdings schnell wieder zurückfinden zu ihrer inneren Mitte und Balance. Die Preisfrage, die sich jedoch stellt, lautet: Wie machen diese Menschen das?
Frage gegen akute Aufregung
Natürlich gibt es zahlreiche wirksame Methoden, gelassener zu werden. In ihrem Podcast nennen die beiden Experten beispielsweise Yoga, Kunst und Natur oder sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit nehmen, um sich aufzuregen (bei uns findest du auch einige Methoden z. B. in unserem Artikel gelassen bleiben oder Entschleunigung). Doch in einem Zustand akuter Aufregung, aus dem wir gerade einfach partout keinen Ausweg finden, kann manchmal schon eine einzige Frage bzw. ein Gedankenspiel helfen, um immerhin ein bisschen runterzukommen, und zwar:
- Was ist eigentlich das Schlimmste, was mir in dieser Situation passieren kann?
Was passiert z. B., wenn ich eine Prüfung verhaue? Ich muss sie noch mal schreiben, vielleicht stehe ich sogar ohne Abschluss da – das ist zwar doof, aber dann probiere ich eben einen anderen Weg. Welche Konsequenzen drohen, wenn ich meine To Dos nicht schaffe und im Job versage? Tja, ich kann ihn verlieren und vielleicht finde ich keinen neuen und werde arbeitslos. Aber dann werde ich immerhin von unserem sozialen Netz aufgefangen und kann mich weiterbilden, neu aufstellen und mir von der BA helfen lassen. Und wenn ich als Mutter überfordert bin und etwas falsch mache? Im schlimmsten Fall wird mein Kind ein traumatisierter, verkorkster Erwachsener, aber das kann genauso passieren, wenn ich alles richtig mache.
Sind all diese Worst Case Szenarien, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ja nicht einmal eintreten, wirklich so absolut schlimm, dass es gerechtfertigt ist, sich voll und ganz der Panik und Aufregung hinzugeben? Oder wären es nicht alles Schicksale, die wir uns nicht wünschen, aber irgendwie bewältigen würden?
Selbst im Worst Case Szenario geht die Welt nicht unter
Klar können unsere alltäglichen Dramen wirklich schreckliche Wendungen nehmen und uns in die Klemme manövrieren – aber selbst der schlimmste Ausgang ist niemals ein Weltuntergang. So viele Menschen haben schon furchtbare Dinge erlebt und sind irgendwie damit fertig geworden. Eltern haben ihre Kinder verloren, Sportler ihre Beine und fast jeder schon mal einen Job. Wahrscheinlich hätten sie alle vorher gedacht, das könnten sie nicht bewältigen, doch mit dem Schicksal konfrontiert haben sie es dann doch geschafft – und manche sind sogar daran gewachsen.
Zugegeben, im schlimmsten Fall kann diese Methode wahrscheinlich noch mehr Angst schüren und die Aufregung größer machen als vorher. Aber ist es nicht irgendwie beruhigend, dass selbst dann die Welt nicht untergeht ...?