Sexuelle Erregung und insbesondere Orgasmen sind den meisten Menschen bekanntlich hochwillkommen – doch manche haben sehr viel mehr davon, als ihnen lieb ist. Sie leiden unter dem Syndrom "persistierender genitaler Erregung", abgeleitet aus dem englischen "Persistent Genital Arousal Disorder" (PGAD).
Orgasmen bringen keine Erleichterung
Die Betroffenen erleben eine körperliche Dauererregung, die sie unabhängig von sexuellem Verlangen quält. Sie kann Stunden oder Tage andauern, schlimmstenfalls endet sie nie. Selbst die oft schmerzhaften Orgasmen bringen den Betroffenen keine Linderung oder Entspannung.
Ses1234ses, eine Betroffene, schildert ihre Symptome im Reddit-Forum zum Thema PGAD so:
Rund ein Prozent der Bevölkerung soll an dem Syndrom leiden, betroffen sind fast nur Frauen. Der Forschungsgruppe „Sexual Health Research Lab“ an der kanadischen Queen’s University zufolge, kommt es bei einem Drittel der Betroffenen spontan, also ohne sexuelle Stimulation, zu Orgasmen. Die 20-jährige Nora etwa erlebte auf einem sechsstündigen Flug ungefähr alle fünf Minuten einen Orgasmus, wie sie "Vice" berichtet.
Schlimmstenfalls wird das gesamte Leben durch PGAD massiv beeinträchtigt. Wenn Nora sich in einem besonders heftigen Schub befindet, kommen die "Höhepunkte" im Zweiminutentakt. Ihre Karrierepläne hat sie an den Nagel gehängt.
An Ursachen und Therapien für PGAD wird noch geforscht
Die Ursache für die Störung ist bislang unklar, Therapien gibt es kaum. Auch aus diesem Grund sind Patientinnen häufig verzweifelt und suchen Hilfe in Foren wie dem PGAD-Forum bei Reddit. _introvert121 beschreibt ihre Probleme so:
Während man lange dachte, dass es sich bei dem Syndrom um eine psychische Störung handelt, scheinen ihm nun Neurolog:innen auf die Spur zu kommen. Nicht repräsentative Studien an der Harvard University legen nahe, dass es sich um ein neurologisches Problem handelt, das durch fehlgesteuerte Nervenreize oder eine Rückenmarksverletzung verursacht werden kann. Die Neurologin Dr. Anne Louise Oaklander macht Patient:innen jedenfalls Hoffnung: "Die Störung ist behandelbar, aber die Behandlung hängt von der Ursache ab." In jedem Fall sollten Betroffene sich nicht nur psychologische, sondern vor allem neurologische Hilfe holen.