Vulva, Schamlippen, Damm ... klar kennen wir uns mit der weiblichen Anatomie aus. Und das Wort "Kitzler" müssen wir auch nicht im Wörterbuch nachlesen. Aber so richtig viel wissen wir über das sensible weibliche Sexualorgan nicht. Wie leicht erregbar ist es wirklich? Welche Rolle spielt es beim Höhepunkt? Die Forscherin und Sozialmedizinerin Odile Fillod hat ein 3D-Modell der Klitoris entwickelt, das jetzt in französischen Schulen für den Aufklärungsunterrricht verwendet wird.
Was gehört alles zur Klitoris?
Fillods Modell zeigt, wie das Organ im Körperinneren verläuft. Es ist ziemlich beeindruckend, mal die gesamte Größe des Kitzlers zu sehen. Wir haben hier die wichtigsten und überraschendsten Fakten über das Lustorgan zusammengetragen.
Entgegen gängiger Vorstellung ist die Klitoris nicht nur eine kleine Perle am oberen Ende der zusammenlaufenden Schamlippen. Sie erstreckt sich innerhalb der Vagina bis hin zum G-Bereich.
Die Hamburger Sexualtherapeutin Susanna Sitari Rescio erklärt: "Der G-Punkt ist der Bereich, der bis zu acht Zentimeter weit in die Vagina reichen kann. Darin verläuft auch ein Teil der Klitoris. Wenn man mit einem oder zwei Fingern in die Vagina fühlt, spürt man die G-Fläche. Diese ist härter als die Vaginalwände. Der G-Bereich ist gewölbt und gerippt und sollte am besten durch Druck und kreisende Bewegungen stimuliert werden. Der ganze G-Bereich wird beim Geschlechtsverkehr erregt. Jedes Paar sollte herausfinden, welche Bewegungen angenehm sind. Frauen, die das Stimulationsgefühl noch nicht gut kennen, denken oft, sie müssten Wasser lassen. Nach einiger Zeit lernen sie aber, dieses Gefühl zu unterscheiden.“
Die Klitoris besitzt mit bis zu 8000 Nerven doppelt so viele wie der Penis. Und auch sonst weist keine unserer Körperstellen so viele Nervenenden auf wie die Klitoris. Daher ist sie extrem empfindlich.
Vaginale Orgasmen, die durch Geschlechtsverkehr ausgelöst werden, sind eine Seltenheit. Rund ein Viertel aller Frauen kommen nie zu einem Orgasmus, knapp ein Drittel zwar regelmäßig, aber nicht immer. Eine zu geringe Stimulation der Klitoris - zum Beispiel durch fehlende Reibung am Becken des Partners - während des Geschlechtsverkehrs lässt die Erregung der Klitoris meist langsam aber sicher verebben.
Susanna Sitari Rescio erklärt, wie Frauen einen Orgasmus haben können: "Wir Frauen haben gelernt, dass Männer aktiv und Frauen passiv sind. Das ist aber Quatsch. Der Mann ist zwar aktiv eindringend, die Frau aber ist aktiv empfangend und kann damit erheblich zu ihrem Orgasmus beitragen. Das Becken zu bewegen, ist der Schlüssel zum Orgasmus."
Wie intensiv die Klitoris bei der Penetration angeregt wird, hängt von der Stellung und der Aktivität der Frau ab und wirkt sich dabei auf die Orgasmuswahrscheinlichkeit aus.
Deshalb rät Sexualtherapeutin Susanna Sitari-Rescio: "In der Reiterstellung kann die Klitoris am leichtesten stimuliert werden. Sobald sie ihr Becken vor und zurück bewegt, kann sie die Klitoris gezielt reiben, auch kreisende Bewegungen können helfen. Ein schlichtes "rauf und runter" reicht da nicht aus. Wenn die Frau unten liegt, etwa in der Missionarsstellung, ist es wichtig, darauf zu achten, dass sie genug Kontakt und Stimulation auf die Klitoris bekommt. Gegebenenfalls kann die Frau das Becken des Partners an sich heranziehen, um diesen Kontakt zu ermöglichen und dabei mit ihrem Becken schaukeln. Grundsätzlich gilt die Devise: 'Sei aktiv, bewege dich, bewege dein Becken!'"
Gibt es einen Unterschied zwischen vaginalen und klitoralem Orgasmus?
"Der klitorale Orgasmus ist sehr punktuell, da der Körper während des Geschlechtsverkehrs meist angespannt bleibt und sich der Orgasmus nicht im ganzen Körper ausbreiten kann. Dafür wird er aber in der Regel als sehr intensiv wahrgenommen. Der vaginale Orgasmus hingegen erscheint flächendeckend größer, weil sich der Körper und das Becken oft mehr bewegen. Durch die gesamtheitliche Bewegung wird der Orgasmus auf die Körperregionen verteilt und im ganzen Körper intensiver empfangen", sagt Susanna Sitari Rescio.
"Der Erregungsreflex ist angeboren. Die Erregungsmodalität - wie sich ein Mensch selbst stimuliert - ist angelernt, darum modifizierbar und erweiterbar", sagt Susanna Sitari Rescio. "Das bedeutet, dass jeder auf andere Berührungen anspringt. Die Kunst liegt also darin, sich auf neue Stimulationen einzulassen und neue Techniken lieben zu lernen. Wer damit Probleme hat, kann sich in einer Sexualtherapie helfen lassen."
Stimuliert man die Klitoris, so wird sie hart und steif, da sie ein Schwellkörper ist - genau wie der Penis. Im Normalzustand liegt der Umfang bei rund zwei bis drei Zentimetern. Bei Erregung schwillt die Klitoris durch Blutzufluss um das Doppelte an. Und die Stimulation erfolgt nicht nur aktiv durch den Sex. Genauso wie der Penis des Mannes im Schlaf anschwellen kann, kann auch die Klitoris spontan erigieren.
Auch die Klitoris kann irgendwann nicht mehr. Ganz egal, wie schön der Orgasmus ist. Deshalb zieht sie sich bei Reizüberflutung unter einem kleinen Häubchen, der Vorhaut, zurück. Aus Selbstschutz, um Schmerzen zu vermeiden.
Es kommt doch auf die Größe an! Die Entfernung von der äußeren Klitoris bis zur Vagina kann bei Frauen variieren und dementsprechend ihre Orgasmen begünstigen oder verhindern. Frauen, bei denen die Klitoris näher am Scheideneingang liegt, kommen durch den intensiveren Kontakt mit dem Glied leichter zum Orgasmus.
Die Größe der Klitoris hingegen ist nicht entscheidend. Bei einigen Frauen ist sie etwas kleiner, bei anderen größer. Auf die Empfindung wirkt sich das allerdings nicht aus, denn beide Klitoren können gleich gut stimuliert werden.
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