
BRIGITTE: Frau Först, Sie raten Frauen und Männern zu mehr Selbstmarketing. Sollen wir uns verkaufen?
Regina Först: Genau darum geht es, ob im Job oder bei der Partnersuche - sich gut zu verkaufen, ohne sich zu verkaufen. 90 Prozent der Frauen fragen sich: Wie kann ich besser ankommen, wie kann ich besser aussehen, wie kann ich das Spiel spielen?
BRIGITTE: Und wie sind die Spielregeln?
Regina Först: Die wichtigste ist: Der erste Eindruck zählt. Und auf den sollte man gut vorbereitet sein, wenn man etwas erreichen will. Er dauert nämlich nur zwischen 150 Millisekunden und 90 Sekunden. Dann ist die Schublade zu, und die Leute haben entschieden: über Attraktivität, Sympathie und Vertrauen. Darüber kann ich mich aufregen, oder ich kann es nutzen - und das finde ich wesentlich klüger.
BRIGITTE: Also sollten wir uns kleiden, stylen und schminken, wie es unserem Gegenüber gefällt?
Regina Först: Nein - woher sollten wir beim ersten Aufeinandertreffen den Geschmack des anderen kennen? Stimmigkeit ist das Zauberwort. Sobald jemand stimmig angezogen ist, seinem Typ und seiner Ausstrahlung entsprechend, gibt es beim Betrachter eine Synapsen-Verbindung im Gehirn, die ihm sagt: Stimmt! Und der erste Eindruck ist ein positiver.
BRIGITTE: Was, wenn es nicht "stimmt"?
Regina Först: Hat jemand Proportionen nicht gewahrt, oder die Farben sind unharmonisch, werden etwa im Bewerbungsgespräch andere Fragen gestellt als bei stimmigen Personen.
"Wissen Sie, wer Sie sind - und hören Sie auf, sich zu vergleichen"
BRIGITTE: Wie finde ich denn heraus, was bei mir stimmt?
Regina Först: Ihre innere Einstellung muss mit dem Äußeren übereinstimmen. Sie sollten wissen, wer Sie sind, und aufhören, sich zu vergleichen - es geht um Sie und niemand anderen. Trennen Sie sich von Glaubenssätzen, die Sie vielleicht seit der Kindheit herumschleppen, die nicht mehr aktuell sind und Sie ausbremsen.
BRIGITTE: Vor der Mode kommt die Psychoanalyse?
Regina Först: Ein Beispiel: Eine durchaus hübsche Frau wundert sich, dass Männer sich nie in sie verlieben. Sie hat Freunde, aber eben nur Kumpel - warum? Ihre Eltern hatten ihr immer erzählt, wie sie als Frühchen ums Überleben gekämpft hatte. Also wurde sie "Kämpferin" mit akkurater Frisur, dunklen Klamotten und Boots, als hätte sie drei Harleys vor der Tür.
BRIGITTE: Also ein richtiger Typ zum Pferdestehlen.
Regina Först: So war sie aber gar nicht. Sie wollte wie eine Frau behandelt werden - dass Männer ihr die Tür aufhielten, die Wasserkiste ins Auto hoben, sie umwarben. Ich habe ihr geraten, weicher, weiblicher zu werden: Wir haben die Wellen in ihrem Haar herausarbeiten lassen, ihr hellere, fließende Sachen anprobiert...
BRIGITTE: ... und heute ist sie glücklich verheiratet?
Regina Först: Ich weiß nur, dass sich ihre Angebote deutlich erhöht haben.
BRIGITTE: Kann Mode auch im Beruf zu besseren Angeboten führen?
Regina Först: Unbedingt. Wer sich immer gleich verhält, immer das Gleiche trägt, fällt nicht mehr auf, wird unscheinbar - und wundert sich, wenn andere vorbeiziehen. Überraschen Sie! Gerade Frauen haben es so leicht, mit Kleidung, Accessoires oder den Haaren zu spielen. Viele denken, Äußerlichkeiten sind Oberflächlichkeiten, und verschenken die besten Möglichkeiten.
Mode kann Ihre Karriere beflügeln
Bewerbungsgespräch, Gehaltsverhandlung, Vortrag - da möchten Sie natürlich selbstbewusst und seriös auftreten. In einem Kostüm sind Sie dafür immer richtig gestylt. Statt Rock können Sie auch eine gerade geschnittene Hose dazu tragen.
Diese Business-Regeln gelten langfristig
Schmale Revers sind klassisch elegant. Jetzt noch ein hochwertiger Stoff, und Ihr Kostüm ist eine Investition für viele modische Zeitabschnitte.
Ein einreihiger Blazer ist eine sichere Bank. Leicht tailliert gibt er der Silhouette mehr Weiblichkeit. Ein seriöser Blazer ist weder modisch oversized noch zu kurz - er sollte perfekt sitzen.
Schwarz ist nicht verkehrt, wirkt aber oft distanziert oder streng. Je nach Typ lieber eine Nuance heller in Anthrazit oder Dunkelblau wählen.
Die richtige Länge ist wichtig fürs Business. Bis zum Knie sollte der Rock auf jeden Fall gehen. Die aktuelle Pencil-Form macht schöne Beine.
Taschen und Schuhe sind wichtig für den Auftritt. Sie sollten elegant wirken. Mit hellen oder dezenten Farben und modischen Details lässt sich der nüchternen Business-Look etwas aufpeppen.
"Im Job nie ohne Nylons! Mein Tipp: Ein Hautton in 20 den wirkt wie makelloses Make-up für die Beine. Im Winter darf es auch eine dunklere Farbe sein, was aber nie geht: Glanz" Enn Waller, Modechefin "BRIGITTE WOMAN"
"Ich empfehle Pumps auch für Job-Termine, denn hohe Absätze wirken nicht nur schick und professionell, sondern strecken auch den Körper in eine aufrechte Position und sorgen für eine selbstbewusste Haltung."
Martina Haberbosch, Head of Styling beim Modehaus Breuninger
"Hinsehen heißt weghören!", warnt Regina Först. Das heißt: Wenn Sie etwas Wichtiges zu sagen haben, tragen Sie nicht zu viele Accessoires, verschiedene Farben oder Muster. Umgekehrt kann ein Haufen Glitzer ablenken, falls Sie nicht so gut vorbereitet sind. Frau Försts bester Trick: "Wenn ich beim Elternabend keine Lust habe, so einen Mami-Job zu übernehmen, trage ich bewusst 'Fehlfarben', in denen ich blass und müde wirke. Wenn dann die Schulternaht überschnitten ist und ich somit hängende Schultern habe, zeigt das: Ich stehe nicht zur Verfügung. Das hat bisher immer funktioniert."
Mehr Infos zu Regina Först unter www.people-foerst.de.