Der Schrank quillt über, aber man weiß trotzdem nicht, was man anziehen soll. Die meisten von uns kennen das. Wir horten Unmengen von Klamotten - auch solche, die wir schon lange nicht mehr angezogen haben. Gleichzeitig kaufen wir immer mehr. Haben wir eigentlich noch einen Überblick über diesen Überfluss? Das hat sich auch die junge Hobby-Fotografin Maria Loos gefragt. Sie bat ganz unterschiedliche Menschen, alle ihre Klamotten auf einen Haufen zu werfen und zu schätzen, wieviele Teile sie besitzen. Nach dem Fotografieren wurde gezählt. Die Ergebnisse waren oft erstaunlich - und regen nicht nur die Teilnehmer des Fotoprojekt zum Nachdenken an.
"Overdressed" - ein Fotoprojekt von Maria Loos
4 Fragen an die Fotografin
BRIGITTE: Wie bist du auf die Idee gekommen, Menschen mit dem kompletten Inhalt ihres Kleiderschranks zu fotografieren?
Maria Loos: Ich war selbst in dieser Zeit vom Inhalt meines Kleiderschranks genervt: viel zu voll und doch nichts zum Anziehen gefunden. Es waren Teile darin, die mir seit Jahren nicht mehr passten oder die einfach nicht mehr zu meinem Stil passten, an denen ich aber trotzdem irgendwie noch hing. Dann habe ich das in meiner Umgebung beobachtet und gefragt, wie es anderen geht. Eigentlich gab es immer die gleichen Antworten. Die meisten wissen, dass sie ziemlich viel Kleidung besitzen und davon auch einen Großteil nicht mehr anziehen, sind aber zu faul zum Aussortieren, können sich nicht trennen oder mögen es eine so große Auswahl zu haben. Selbst wenn das heißt, dass man fünf blaue Skinny Jeans im Schrank liegen hat. Dann dachte ich mir, dass ich meinen Schrank gern radikal aussortieren möchte, wollte vorher aber festhalten, wieviel ich eigentlich insgesamt besitze. So bin ich auf die Idee mit dem Projekt gekommen.
Wieviele Teile hast du denn selbst in deinem Kleiderschrank?
Im Moment weiß ich das nicht genau. Aber ich selbst habe ja auch beim Projekt mitgemacht - bevor ich aussortiert habe. Da habe ich 177 Teile besessen. Unterwäsche und Socken zählen nicht mit, Schmuck auch nicht - ansonsten aber alles, auch Jacken, Schuhe und Taschen. Nach dem Projekt habe ich nochmal radikal aussortiert und bestimmt 50 weitere Teile weggegeben.
Hat es dich überrascht, wie schlecht die meisten ihren Klamottenbestand eingeschätzt haben?
Nein, eigentlich nicht - weil ich selbst auch sehr schlecht im Schätzen war.
Hat sich dein eigenes Shopping-Verhalten durch dieses Foto-Projekt verändert?
Eigentlich nicht. Ich hatte schon vor dem Projekt angefangen, anders und weniger zu shoppen. Aber einige Teilnehmerinnen des Projekts haben ihr Shopping-Verhalten hinterfragt und sich zumindest vorgenommen, etwas zu verändern.
Weitere Infos und noch mehr Bilder ihres "Overdressed"-Projekts findet ihr auf marialoosfotografie.blogspot.de.