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Was die coolsten Chefs der Welt anders machen und warum sich das auszahlt

Was die coolsten Chefs der Welt anders machen und warum sich das auszahlt
© Getty Images
Es gibt ja so Chefs, deren horrendes Gehalt ist ähnlich verdient wie ein Lottogewinn. Da fragt man sich wirklich, wer diese Menschen jemals für kompetent genug gehalten hat, um ein Team zu führen. Und dann gibt es da die anderen. Die, mit denen man auch zu Fuß durch die Sahara laufen würde. 
von Marie Stadler

Sie haben Ideen, Ideale und Visionen, inspirieren uns, fordern uns und sehen, wer wir sind und was wir brauchen, um die beste Version von uns selbst zu sein. Richtig gute Chefs schaffen die nötige Distanz nicht durch fehlende Nähe, sondern durch Respekt. Also, den der positiven Sorte. Wie man so ein Chef wird? Wir haben mal einen der guten Sorte gefragt. Pamela Maruschke ist Managing Director bei Accenture, einem der weltweit größten Beratungsunternehmen. Warum wir gerade sie fragen? Na, dann lest mal:

1. Coole Chefs stellen die richtigen Leute ein

"Genau da fängt es nämlich an. Wenn der Chef lieber die Tochter seines besten Freundes oder eine Einser-Schülerin ohne EQ einstellt als engagierte Leute mit Persönlichkeit und Empathie, dann hat das Team das erste Problem. Auch wenn Geschlecht und Alter ausschlaggebender sind als Fähigkeiten und Potentiale, kann ich darüber nur den Kopf schütteln. Letztens haben wir bei Accenture einer ehemaligen Kollegin wieder einen Festvertrag angeboten, trotz ihrer Schwangerschaft. Für uns war die Schwangerschaft irrelevant. Wir wussten, wie gut sie ist und wollten sie haben. Das dankt sie uns mit Vertrauen und nach ihrem Wiedereinstieg nach der Elternzeit wird sie wieder ihr Bestes geben. Unternehmen müssen hier in größeren Zeithorizonten rechnen als nur ein, zwei Jahre."

2. Coole Chefs sagen die richtigen Dinge zum richtigen Zeitpunkt 

"Für viele Vorgesetzte sind persönliche Gespräche nur verlorene Zeit. Wir sehen das hier anders. Jeder Chef sollte auch Mentor- und Coachingskills haben und vor allem gut zuhören können. Nur wenn ich weiß, wie es meinen Mitarbeitern geht, kann ich ihnen eine gute Vorgesetzte sein. Ich beschäftige mich viel mit Fragen wie: Wer ist diese Persönlichkeit? Was braucht diese Person von mir, um zufrieden zu sein? Interesse an Menschen sollte eine Grundvoraussetzung sein, wenn man eine Führungsposition anstrebt."

3. Die besten Chefs wissen, dass unterschiedliche Generationen unterschiedlich ticken

"Gerade in Unternehmen, in denen Mitarbeiter aller Altersgruppen aufeinandertreffen, ist es wichtig, die unterschiedlichen Generationen und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Je jünger die Mitarbeiter, desto weniger kannst du mit Titeln punkten, da musst du drauf vorbereitet sein. Die Millenials zum Beispiel haben schon viel von der Welt gesehen, wenn sie in den Beruf einsteigen, und entsprechend ganz andere Ansprüche an ihren Arbeitgeber. Wenn du als Arbeitgeber nicht attraktiv bist, sind die Guten auch ganz schnell wieder weg. Bei älteren Mitarbeitern ist es hingegen herausfordernd, Änderungsprozesse so zu gestalten, dass sie sie gerne mitgehen und trotzdem weiterhin ihre Expertise und Erfahrung einbringen. Auch da muss man immer selbst ein Vorbild sein und offen bleiben für Optimierungsvorschläge."

4. Flexible Arbeitszeitmodelle und Home Office? Finden gute Chefs super

"Auf jeden Fall! Home Office finde ich toll, zumindest solange die Mitarbeiter für mich erreichbar sind. Es wäre verrückt, wenn ich in meiner Branche Angst vor der Technologie hätte. Und da ich die nicht habe, gibt es keinen Grund, persönliche Präsenz zu fordern in der heutigen Zeit. Ich führe sogar Mitarbeitergespräche per Videocall von zuhause aus. Das fühlt sich nicht weniger persönlich an. Schließlich sieht mein Mitarbeiter mich in meinem Zuhause und ich ihn in seinem. Das allein schafft schon eine vertraute Atmosphäre und die ist mir wichtig. Nur wenn alle offen sprechen, können wir alle aus dem Feedback lernen. Das gilt für mein Team und für mich."

5. Wie ist das mit der Work-Life-Balance?

"Ganz klar, ich brauche Mitarbeiter, die wissen, wie sie ihren Energietank aufladen können. Wir haben hier ziemlich stressige Phasen, da ist es Gold wert, wenn jeder gut für sich sorgt und fit bleibt. Dazu gehört natürlich auch Verständnis auf der anderen Seite. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand mal eine Stunde um den Block geht, um den Kopf wieder frei zu kriegen. Wir brauchen hier keine funktionierenden Autopilot-Menschen, sondern Querdenker, Mitdenker und Originale. Wir suchen gezielt nach Menschen mit einem Lebensentwurf, mit Interessen und Ideen im Kopf. Da muss man im Gegenzug auch Raum zum Denken geben."

6. Last but not least - wie sieht es mit der Gleichberechtigung aus?

Gleichberechtigung ist kein Thema, sondern eine Selbstverständlichkeit. Ich habe das große Glück, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es keine langen Diskussionen, sondern ein ganz klar gestecktes Ziel gibt: Bis zum Jahr 2025 soll die Accenture-Belegschaft zur Hälfte aus Frauen bestehen und das in allen Bereichen. Keine leichte Aufgabe in der IT-Branche. Doch bereits jetzt sind wir bei einem Verhältnis von 40 / 60. Zur Gleichberechtigung gehört für uns aber noch viel mehr. Die Gehälter, die Rechte, die Möglichkeiten müssen dieselben sein. Hier wird weder Mann noch Frau schräg angeschaut, wenn er oder sie in Teilzeit arbeiten möchte. Ob der Kinder wegen oder aus ganz anderen Gründen. Jeder sollte sein Leben gestalten dürfen. Und das besteht zum Glück nicht nur aus einem Job.

Was die coolsten Chefs der Welt anders machen und warum sich das auszahlt
© Pamela Maruschke / Privat

Pamela Maruschke ist Managing Director bei Accenture und Kundenbetreuerin für ein großes Telekommunikationsunternehmen in Deutschland mit über 18 Jahren IT-Erfahrung. Sie hat Wirtschaftsinformatik studiert und war sowohl für Softwareanbieter als auch für Service Provider tätig und hat weltweit große Implementierungs- und Outsourcing-Projekte in der Telekommunikations- und Versorgungsindustrie durchgeführt. Ihre verschiedenen beruflichen Stationen und Arbeitseinsätze haben sie u.a. nach Kanada, Russland und Südafrika geführt. Sie ist zertifizierter Business und Design Thinking Coach sowie aktives Mitglied des Inclusion & Diversity Teams von Accenture.

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