BE GREEN: Herr Müller, haben wir nicht schon genug Siegel zum Schutz der Umwelt?
Gerd Müller: Das ist das Problem: Bei den vielen Siegeln blickt doch kaum einer mehr durch. Einige konzentrieren sich nur auf strenge Umweltvorgaben, andere auf faire Arbeitsbedingungen. Der "Grüne Knopf" zeichnet jetzt Kleidung aus, die sozial und ökologisch produziert wurde. Das Besondere ist: Das gesamte Unternehmen wird geprüft. Einzelne Vorzeigeprodukte reichen nicht aus.
Wie funktioniert das genau?
46 Sozial- und Umweltkriterien müssen eingehalten werden. Von A wie Abwassergrenzwerte bis Z wie Zwangsarbeitsverbot. Immer wird neben dem Produkt auch das Unternehmen überprüft: Legt es seine Lieferanten offen? Haben die Näher*innen Beschwerdemöglichkeiten vor Ort? Nur wenn alle Kriterien erfüllt sind, kann ein Baby-Strampler oder ein T-Shirt den "Grünen Knopf" tragen.

Und wie wollen Sie das kontrollieren?
Das machen unabhängige Prüfer wie zum Beispiel der TÜV. Deren Fachleute prüfen die Unternehmen alle drei Jahre. Wenn notwendig, auch in den Produktionsstätten in Bangladesch. Zusätzlich finden jedes Jahr Stichproben statt.
Warum ist der "Grüne Knopf" dann nicht verbindlich?
Weil freiwillige Ansätze oft über gesetzliche Mindestregelungen hinausgehen. Und die Vorreiter dann andere mitziehen.