Roche ist vor allem für ihren Roman "Feuchtgebiete" bekannt. Trotz Kritik blieb die Schriftstellerin ihrem Schreibstil treu und veröffentlichte weitere Romane.
geboren
18.03.1978,
High Wycombe, England / Großbritannien
Jahre45
Grösse162 cm
PartnerMartin Keß
(verheiratet seit 2007)Eric Pfeil
(getrennt)
KinderPolly
(*2002)
Das weiß nicht jeder
1 von 2
1 von 2
Die Bücher von Charlotte Roche sind zum Teil autobiografisch. Das Schreiben hilft ihr, schwere Schicksalsschläge zu verarbeiten.
2 von 2
Charlotte Roche ist kein Fan von Social Media und löschte ihren Instagram-Account kurz nach der Anmeldung.
Biografie von Charlotte Roche
Charlotte Roche wurde am 18. März 1978 als Tochter eines Ingenieurs und einer politisch und künstlerisch aktiven Mutter in High Wycombe bei London geboren und wuchs in Deutschland am Niederrhein in einer Familie mit liberalen Ansichten auf. Nach der elften Klasse, im Alter von 17 Jahren, verließ sie die Schule und sammelte bereits während ihrer Schulzeit erste Bühnenerfahrungen in Theatergruppen.
Charlotte, die Rebellin
Charlotte Roche gründete mit drei Freundinnen die Garagenrockband "The Dubinskis". Die Band veröffentlichte nie ein Album, nahm kein Material auf und trat auch nirgendwo auf. Es folgte eine Zeit, in der sie alles unternahm, was die Leute schockieren könnte. Sie verletzte sich zum Beispiel selbst, um mit ihrem Blut zu malen, sie experimentierte mit Drogen oder rasierte sich die Haare ab.
Der Anfang ihrer Karriere
Nach einem erfolgreichen Casting beim deutschen Musiksender VIVA arbeitete sie dort mehrere Jahre als Videojockey und Moderatorin, ebenso wie beim Schwestersender Viva Zwei, wo sie ihre Sendung "Fast Forward" präsentierte.Im Jahr 2006 spielte die Moderatorin die weibliche Hauptrolle in dem deutschen Film "Eden" unter der Regie von Michael Hofman. Der Film wurde in ganz Europa ausgestrahlt. Außerdem war Charlotte Roche 2006 in der Single "1. 2. 3. ..." mit dem deutschen Musiker Bela B. zu hören, die aus Belas Debütalbum "Bingo" stammt.
Charlottes großer Durchbruch als Schriftstellerin
Als Charlotte Roche 2008 ihr Romandebüt "Feuchtgebiete" veröffentlichte,skandalisierte sie die deutsche Buchwelt mit einer Geschichte über eine Teenagerin, die wegen einer Intimrasurverletzung ins Krankenhaus muss und mit einem Avocadokern masturbiert. Feuchtgebiete bewies, dass sich nichts besser verkauft als Sex mit einem Hauch von Kontroverse. Ihr erfolgreicher Debütroman verkaufte sich mehr als zwei Millionen Mal. Es wurde in jenem Jahr zum weltweit meistverkauften Roman und etablierte die gebürtige Britin Roche, die bis dahin vor allem als Moderatorin im Jugendfernsehen bekannt war, als literarische Größe. Für Befürworter:innen ist es ein erotischer Literaturroman, für Kritiker:innen ist es geschickt vermarktete Schockliteratur am Rande der Pornografie. 2013 kam die gleichnamige Verfilmung des Buches in die Kinos.
Es regnet (feministische) Kritik für ihr zweites Buch
Ihr zweiter Roman "Schoßgebete" erregte ebenso viel Aufsehen. Doch während ihr Debüt für die Darstellung der weiblichen Sexualität in ihrer rohesten Form gelobt wurde, wurde ihr neuestes Buch "Schoßgebete", in dem es um Sex in der Ehe geht, von Deutschlands berühmtester Feministin als eine Ode an das Patriarchat verspottet.Alice Schwarzer schrieb einen offenen Brief an Roche, in dem sie ihr vorwarf, Sex als Verkaufstrick zu benutzen. Schwarzer behauptete, Roche präsentiere keine neue, aufgeklärte Sichtweise auf Frauen und Sex, sondern eine, die eine patriarchalische Auffassung von Sex vertrete, wonach Frauen im Bett das tun, was ihre Männer wollen, um sie glücklich zu machen. Eine Weltanschauung, nach der, so Schwarzer, ihre Großmutter gelebt hätte.
Nicht nur Feministinnen beschwerten sich über das zweite Buch der Autorin. Auch ihr Stiefvater meldete sich zu Wort und behauptete, sie habe eine Familientragödie genutzt, um Bücher zu verkaufen. Im Jahr 2001 starben drei von Roches Brüdern bei einem Autounfall auf dem Weg zu ihrer Hochzeit in England. Eine fast identische Tragödie spielt sich in "Schoßgebete" ab.
Charlottes Antwort an Alice Schwarzer
Charlotte Roche gilt als Vertreterin einer neuen feministischen Generation. In einem "Spiegel"-Interview bedankte sich die Schriftstellerin bei Alice Schwarzer, kritisierte sie jedoch auch: "Junge Feministinnen müssen Alice Schwarzer für vieles dankbar sein, zum Beispiel dafür, dass Frauen ihre Männer nicht mehr fragen müssen, ob sie arbeiten gehen dürfen. Bei vielen ihrer neuen Kampagnen, wie bei der Verteufelung von Pornos, können wir aber nicht mehr mitgehen. Frau Schwarzer möchte Sadomaso-Sex verbieten. Frauen sind aber total masochistisch, das wird auch sie nicht mehr ändern können. Ich habe keine Lust, Frau Schwarzer um Erlaubnis zu fragen, bevor ich im Bett richtig loslege."
Wie Charlottes Biografie ihre Romane prägten
Als Charlotte fünf Jahre alt war, ließen sich ihre Eltern scheiden, ein Ereignis und eine Erfahrung, die sie später in ihren Romanen "Feuchtgebiete" und "Schoßgebete" verarbeitete.
Im Jahr 2001 kamen ihre drei Brüder bei einem Verkehrsunfall auf dem Weg zu ihrer Hochzeit ums Leben. Auch diesen schweren Schicksalsschlag verarbeitet sie in ihrem zweiten Roman, indem sie Bezug auf den Tod ihrer drei Brüder nimmt. Der Folgeroman "Mädchen für alles" hat ebenfalls einige biografische, zum Glück aber deutlich erfreulichere Hintergründe. Genau wie die verzweifelte Hausfrau im Roman liebt auch die Schriftstellerin es, stundenlang Serien zu schauen und die Zeit zu vergessen. Im Vordergrund stehen alle erdenklichen Körperflüssigkeiten – dahinter steckt aber wie in jedem ihrer Romane eine tiefere Botschaft.
Sex gegen das Ende von Atomreaktoren
In einem Interview, das 2010 im "Spiegel" veröffentlicht wurde, schlug Roche vor, mit dem damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff Sex zu haben, wenn er im Gegenzug sein Veto gegen eine neue Verordnung zur Verlängerung der Laufzeit von Kernreaktoren einlegte, wobei sie die umstrittene Verlängerung und Wulffs Rolle bei der Verabschiedung des Gesetzes hervorhob.
Ihr privates Leben
Charlotte Roche hat mit Eric Pfeil, dem Produzent und Autor von Roches Sendungen "Fast Forward" eine gemeinsame Tochter namens Polly. Seit 2007 ist die Schriftstellerin mit Martin Keß, dem Mitbegründer des Kölner Medienunternehmens "Brainpool", verheiratet. Da sie in Deutschland lebt und nach dem Brexit-Votum Schwierigkeiten befürchtete, nahm Roche 2017 die deutsche Staatsbürgerschaft an.
"Ein ganz wildes Leben", stellt sich Charlotte Roche vor, wenn sie an ihre Zeit als Witwe denkt. In "Paardiologie" spricht sie mit Martin Keß über dessen Tod.