Starporträt Luisa Neubauer
Steckbrief
- Vorname Luisa-Marie
- Name Neubauer
- geboren 21.04.1996, Hamburg, Deutschland
- Jahre 27
Das weiß nicht jeder
Luisa ist die Jüngste von vier Kindern. Sie hat eine große Schwester und zwei ältere Brüder.
Wenn sie nicht protestiert oder arbeitet, spielt Luisa gern Klavier, schaut "Tatort" oder kocht.
Luisa ist Mitglied der Grünen und der Grünen Jugend. Sie ist zwar nicht direkt in die Parteiarbeit involviert, hielt aber 2019 eine Rede auf deren Grundsatzkonvent.
Sie scheut sich vor niemandem, auch nicht vor großen Namen: So legte sie sich schon verbal mit Peter Altmaier, Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt oder Armin Laschet an.
Biografie von Luisa Neubauer
Luisa Neubauer ist das bekannteste Mitglied der Klima-Bewegung "Fridays for Future". Die gebürtige Hamburgerin hat ihre Leidenschaft für den Aktivismus in den Genen, denn schon ihre Großmutter engagierte sich für den guten Zweck.
Luisas Schulzeit und erste Projekte
Luisa Neubauer besuchte in Hamburg das Gymnasium und machte dort 2014 ihr Abitur. Noch während der Schulzeit ging sie im Rahmen eines Austauschs nach Namibia und half dort in einem Projekt, Wasserleitungen zu verlegen. Nach dem Abi zog es sie gleich noch einmal nach Afrika, diesmal aber nach Tansania, wo sie sich ebenfalls in einem Hilfsprojekt einbrachte. Danach arbeitete sie eine Weile auf einem englischen Biobauernhof.
Der Anfang ihres Aktivismus
Nach ihrem Auslandsjahr begann Luisa Neubauer 2015 ein Bachelor-Studium in Geographie in Göttingen. Dabei wollte sie vorher eigentlich Medizin studieren. Wie es zu der Entscheidung kam, liegt an ihrem Aufenthalt in Tansania: "(…) im tansanischen Hochland stellte ich fest, dass ich nicht dafür sorgen wollte, dass Menschen gesund werden – ich wollte verhindern, dass sie krank werden. Dafür reicht eine Krankenstation nicht aus. Es braucht intakte Gesundheitssysteme, Wassersysteme, die verlässlich sauberes Trinkwasser liefern, fruchtbare Böden, Maßnahmen zur Anpassung an Klimaveränderung und berufliche Perspektiven, Zugang zu Bildung, wirtschaftliche Entwicklung und technologische Innovation. Und weil ich genau diese Aspekte, deren Dynamiken und Entwicklungen verstehen wollte, schrieb ich mich zwei Wochen später an der Uni Göttingen ein.", schreibt sie auf der Homepage der Uni.
Seit 2016 engagierte sie sich als Botschafterin in der Nichtregierungsorganisation "ONE", die sich vor allem für den Kampf gegen Armut im südlichen Afrika einsetzt und war zeitgleich in mehreren anderen Projekten tätig. Ihre erste eigene Kampagne "Divest! Zieht euer Geld ab!" startete sie mit anderen Studierenden an ihrer Universität in Göttingen. Damit erreichte sie, dass Gelder der Uni fortan nicht mehr in große Öl-, Kohle- oder Gas-Unternehmen fließen.
Im Sommer 2020 machte sie ihren Abschluss mithilfe von Stipendien, danach fuhr sie mit einem Master-Studiengang in "Geographie: Ressourcenanalyse und -management" fort.
Luisa Neubauer und "Fridays for Future"
2018 reiste Luisa Neubauer nach Kanada, um am Weltjugendgipfel Y7 teilzunehmen. In diesem Jahr besuchte sie auch den Weltklimagipfel in Kattowitz, wo sie zum ersten Mal auf die schwedische Aktivistin n Greta Thunberg traf. Luisa war von ihr so inspiriert, dass sie sich dazu entschloss, die Schulstreiks von Deutschland aus tatkräftig zu unterstützen. Anders als Greta stellte sie sich aber nicht alleine mit einem Plakat vor Regierungsgebäude, sondern versuchte von Anfang an, mit Organisationen und größeren Menschengruppen zusammenzuarbeiten. Übrigens: Sie kann es nicht besonders leiden, dass sie ständig mit Greta Thunberg verglichen wird, denn sie versuche, eine viel größere Aufmerksamkeit mit viel mehr Menschen zu erreichen. Gretas Arbeit sei zwar auch sehr inspirierend, aber in der Praxis weit von ihrer entfernt.
Luisa Neubauer als Autorin
Ihre aktivistische Arbeit bescherte ihr schon das ein oder andere Jobangebot. Nicht alle davon kamen für sie in Frage, doch mittlerweile hat sie trotzdem alle Hände voll zu tun. 2017 bis 2019 schrieb Luisa für die deutsche Fassung der "Huffpost" und andere Onlinemagazine und Blogs. Seit 2019 schrieb sie regelmäßig für den "Stern" Kolumnen mit dem Titel "Auf dem Weg nach morgen". Diese wurden auch vom Philosophen Richard David Precht, Psychologen Harald Welzer und der Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann mitverfasst.
Sie brachte außerdem auch schon Bücher auf den Markt: Ihr erstes, "Vom Ende der Klimakrise – Eine Geschichte unserer Zukunft" erschien 2019; ihr zweites heißt "Noch haben wir die Wahl – Ein Gespräch über Freiheit, Ökologie und den Konflikt der Generationen" und folgte zwei Jahre später.
Luisa als Podcasterin
Als hätte die junge Aktivistin, Studentin und Autorin nicht schon genug um die Ohren, moderiert Luisa Neubauer seit 2020 auch noch ihren eigenen Podcast auf Spotify. Unter dem Titel "1,5 Grad" – eine Anspielung auf das Ziel bezüglich der Erderwärmung – klärt sie mithilfe von anderen Prominenten wie Enissa Amani, Bela B oder Carolin Kebekus über die globale Klimakrise auf und beantwortet wichtige Fragen. Dafür erhielt sie 2021 als "Beste Newcomerin" den Deutschen Podcastpreis.
Luisa Neubauer in der Kritik
Politisches Handeln polarisiert. Seit sie in der Öffentlichkeit steht, wird Luisa Neubauer immer wieder angefeindet, muss Kritik einstecken und sich rechtfertigen. Vor allem die Tatsache, dass sie in den letzten Jahren mehrere Male per Langstreckenflug nach Afrika, Asien und Nordamerika reiste, nahm man ihr übel, und der Hashtag #langstreckenluisa machte in den sozialen Netzwerken seine Runden. In der Sendung "Hart aber fair" konterte Luisa damit, dass ihre Kritiker, meistens ältere Männer, das eigentliche Problem aus den Augen verlieren und vom Thema ablenken würden. Außerdem würde es ihnen fast immer an konkreten Gegenargumenten oder Lösungsvorschlägen fehlen.
Wer es in so jungen Jahren nicht nur mit bösen Kommentaren auf Twitter und Co., sondern immer wieder auch mit "echten" Gesprächen mit Politikern und einflussreichen Persönlichkeiten zu tun hat, braucht eben ein besonders dickes Fell.
Ein politischer Allrounder
Der Grund, weshalb Luisa Neubauer mit ihrer bisherigen Arbeit auf viel Zustimmung stößt, liegt an ihrem Wissen, ihrer Geduld sowie ihrem Durchhaltevermögen. Sie nimmt sich jedoch immer wieder auch anderen Problemen an, die zumindest auf den ersten Blick gar nicht so viel mit Klimaschutz zu tun haben: Ob Rassismus oder Rechtsextremismus, Klassismus, Armut oder Gender-Fragen – für Luisa ist klar, dass alles miteinander verknüpft ist und man manchmal über den eigenen Tellerrand hinausschauen muss, um Lösungen zu finden.