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Gute Kuchen - mit Liebe!

Gute Kuchen - mit Liebe!
© Maryam Schindler
Sterne-Köchin Lea Linster schreibt heute über die Liebe, ihre wichtigste Back-Zutat.

Meine ersten kulinarischen Erfolge verdanke ich meinem Apfelkuchen. Ich habe damit Freunde verwöhnt, Männer umgarnt, Kinder glücklich und Frauen nervös gemacht. Denn ich habe mich erst zufrieden gegeben, als er nach einer langen Probezeit so unschlagbar geworden war, dass niemand mehr mit "Muttis Apfelkuchen" dagegenhielt. Schließlich ist Apfelkuchen - warmer, duftender Apfelkuchen - für die meisten doch Kindheit pur: Jede Mutter hat ihn anders gemacht, und fast allen schmeckt er so, wie Mama ihn gemacht hat, bis heute am besten!

Es war deshalb schwer, etwas herzustellen, was es mit diesen nostalgisch verklärten Erinnerungen aufnehmen konnte, aber ich glaube, es ist mir gelungen. Obwohl... Einmal hat mich ein Konditor nach dem Rezept gefragt, weil er von meinem berühmten Apfelkuchen gehört hatte. Als ich es ihm aufschrieb, hat er über diesen "einfachen Hausfrauenkuchen" nur gelacht. Ich hab das aber als Kompliment genommen: Wir wissen doch alle, dass Hausfrauen den besten Apfelkuchen backen, weil sie ihn mit Liebe für ihre Lieben backen. Und Apfelkuchen backt man mit Liebe. Das ist die wichtigste Zutat. Basta! Jemanden mit etwas Selbstgebackenem zu verwöhnen - das ist heute, im Zeitalter des Fast-Food, eine Geste, die das Herz erwärmt.

Aber ein bisschen Know-how kann auch nicht schaden. Den Hefeteig zum Beispiel, den hab ich von meinem Vater. Der war Konditor, von ihm hab ich das Gute-Kuchen-Gen. Und diesen Hefeteig, den hab ich immer wieder neu und anders gemacht und jedes Mal versucht, mich selbst zu übertreffen. Bis er meiner Meinung nach vollkommen war. Und bis heute finde ich nichts unwiderstehlicher als diesen luftigen, ofenfrischen Hefeteig, der mit der zarten Säure der Äpfel und dem sahnigen Eierguss eine perfekte Symbiose eingeht.

Hier ist Papas Rezept für Hefeteig: Einen Würfel Backhefe in einer Tasse lauwarmem Wasser auflösen, mit einer Handvoll Mehl zu einem flüssigen Teig verrühren und etwa eine halbe Stunde an einem warmen Ort aufgehen lassen. Dann kommen vier Eier, 200 Gramm Butter (beides muss unbedingt Zimmertemperatur haben!), drei Esslöffel Zucker und eine große Prise Salz dazu. Und so viel Mehl (etwa 650 Gramm), dass alle Zutaten gut miteinander zu einem geschmeidigen Teig verknetet werden können. Wenn der Teig so elastisch ist, dass nichts mehr an den Händen klebt, ist er richtig.

Nun lässt man den Hefeteig aufgehen, bis er sein Volumen verdoppelt hat. Danach wird er zusammengeschlagen und in drei Portionen geteilt. Die eine wird schön dünn ausgerollt, da der Teig in der Form (28 cm) noch mal ein bisschen aufgeht, die anderen Portionen können Sie einfrieren - oder gleich drei Kuchen backen! Jetzt kommen die Äpfel dran, am besten schmecken übrigens Cox Orange. Etwa 700 Gramm Äpfel schälen, entkernen (am einfachsten mit dem Apfelausstecher) und in je acht Spalten schneiden. Den Teigboden dachziegelartig belegen, sie dabei aber nicht in den Teig drücken, sonst entsteht ein Loch, und Guss läuft aus.

Nun kommt das Beste an meinem Apfelkuchen: der Guss. Dazu nimmt man zwei mittelgroße Eier, zwei bis drei gehäufte Esslöffel Zucker, je 100 Milliliter Schlagsahne und Milch. Alles schön verquirlen und über den Kuchen gießen. Dabei braucht man ein bisschen Erfahrung - es darf nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Guss sein. Das Ganze kommt dann für rund 50 Minuten in den auf 180 Grad vorgeheizten Backofen.

Der Kuchen ist fertig, wenn die Äpfel weich geworden sind, der Eierguss gestockt ist und der Teig appetitlich hellbraun. Man holt den Kuchen aus dem Ofen, hebt ihn aus der Form und stellt ihn zum Abkühlen auf einen Gitterrost. Am besten schmeckt er lauwarm, bestreut mit etwas Puder- oder Hagelzucker. Dazu gibt's halb geschlagene Sahne, gesüßt mit etwas Zucker oder - ganz raffiniert - mit etwas Ahornsirup. Voilà, das ist er: mein ultimativer Apfelkuchen!

Hefeteig ist wirklich ein geheimnisvoller, lebendiger Teig, weil er bei jedem anders wird. Mein Vater sagte immer zu mir: Lass zehn Bäcker in derselben Backstube das gleiche Rezept mit absolut identischen Zutaten backen, und du wirst zum Schluss zehn verschiedene Brote haben. Genauso ist das auch mit meinem Apfelkuchen. Er schmeckt bei Ihnen sicher ein bisschen anders als bei mir, aber bestimmt werden Sie ihn lieben wie ich.

Bis zum nächsten Mal - à bientôt!

Zubereitungstipp

Ein guter Hefeteig ist "Slow-Food", braucht Zeit - wie alles Gute im Leben! Das Kneten geht am besten mit zwei kräftigen Händen und nur am zweitbesten mit dem Knethaken der Rührmaschine.

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