Anzeige
Anzeige

"Ein Recht auf klare Verhältnisse"

Ihr Mann war untreu und bekam vor acht Jahren mit einer anderen Frau einen Sohn. Sabine hat versucht zu verzeihen, doch sie kann ihr Misstrauen nicht abstellen. Der Grund: Ihr Mann verbringt - auch heimlich - viel Zeit mit seinem unehelichen Sohn und weigert sich, ihn seiner Frau vorzustellen. Paar- und Familientherapeutin Dr. Sandra Konrad zu unserem Fall.

BRIGITTE-woman.de: Wie interpretieren Sie das Verhalten von Sabines Mann?

Dr. Sandra Konrad: Vertrauensbildende Maßnahmen sind nach einem Seitensprung wichtig, damit sich der betrogene Partner wieder auf die Beziehung einlassen kann. Sabines Mann allerdings verhält sich verwirrend und führt auf eine gewisse Weise sein Doppelleben weiter, ohne auf seine Frau einzugehen. Vermutlich möchte er allen Beteiligten gerecht werden, also seinem unehelichen Sohn ein guter Vater sein und seine Frau schonen, indem sie den Jungen nie sieht.

BRIGITTE-woman.de: Erleben Sie solche Fälle oft in Ihrer Praxis?

Dr. Sandra Konrad: Die hier dargestellte Situation ist extrem, weil es nicht nur um das Aufarbeiten einer Affäre und des damit verbundenen Vertrauensbruchs geht, sondern darüber hinaus um die Frage, wie das aus der außerehelichen Beziehung entstandene Kind in das Leben der Ehepartner integriert wird. Misstrauen und Unsicherheiten sind typische Folgen eines Seitensprunges. Es bedarf einer klaren Entscheidung beider Partner, die Beziehung weiterzuführen und sich wieder aufeinander einzulassen.

BRIGITTE-woman.de: Was raten Sie Sabine - soll sie sich von ihrem Mann trennen?

Dr. Sandra Konrad: Als Therapeutin unterstütze ich meine Klienten in ihrer Entwicklung und gebe nicht die Richtung vor. Sabine hat sich dafür entschieden, mit ihrem Mann zusammenzubleiben. Allerdings haben die beiden offensichtlich versäumt, über den Umgang mit dem unehelichen Sohn zu sprechen. Sabine sollte sich über ihre Bedürfnisse klar werden und diese dann ihrem Mann deutlich mitteilen, so dass beide gemeinsam einen Weg finden können, mit der neuen, schwierigen Situation umzugehen. Sowohl Sabine als auch der außereheliche Sohn haben letztlich ein Recht auf klare Verhältnisse. Wenn sie das alleine nicht schaffen, würde ich eine dritte Person hinzuziehen. Das kann ein Mediator oder ein Therapeut sein.

Diplom-Psychologin Dr. Sandra Konrad hat eine Praxis für Paar- und Familientherapie in Hamburg.

Mehr zum Thema